Predigt zur Aufnahme der Vorkonfirmanden - 28.6.1998 (gehalten vom Pfarrer/in und MitarbeiterInnen aus dem Kindergottesdienst) Pfr.: Liebe Gemeinde, liebe Vorkonfirmanden, liebe Konfirmanden, liebe Große und Kleine! An dieser Stelle steht im Gottesdienst immer die von den Konfirmanden und anderen jüngeren Leuten gefürchtete Predigt. Gefürchtet weil sie immer so lang ist. Gefürchtet aber auch, weil man oft nicht versteht, was der Pfarrer eigentlich will. Und schließlich gefürchtet, weil man immer nur einem zuhören muß. Heute soll es einmal nicht zum Fürchten sein! Heute, in einem Familiengottesdienst, wo Große und so viele Kleine versammelt sind und bei der Aufnahme der Vorkonfirmanden, die ja auch besonders angesprochen werden wollen, soll die Predigt kurz sein, für alle verständlich, und ich will sie auch nicht allein halten. Darum kommt jetzt gleich jemand anderes dran. MA: Wir wollen euch von Maiers erzählen, mit a-i, wie Haifisch. Ich betone das, weil es hier ringsherum keinen Maier mit a-i gibt, und das soll so sein. Maier aber heißen die Leute, von denen wir erzählen wollen, weil ihr auch merken sollt, daß diese Leute ganz normale Menschen sind, wie du und ich... Ja, fast könnten wir es sein! --- Also: Die Maiers mit a-i sitzen am Mittagstisch. Irgendein Sonntag im Juni, ja, es könnte der vorige Sonntag gewesen sein. Vater Maier sticht gerade in einen Knödel. Mutter reicht der kleinen 8-jährigen Susi die Soße. Dem Sohn Mario, 12 Jahre alt, schmeckt's nicht so recht, er muß über etwas nachdenken. Jetzt platzt er heraus: Du, Papa, soll ich eigentlich bald immer allein in den Gottesdienst gehen, jeden Sonntag? Man kann sich denken wie der Vater jetzt reagiert. Der Knödel bleibt ihm fast im Hals stecken. Was soll denn eine solche Frage beim Sonntagmittagessen? Als er den Mund leerhat sagt er: Du, Mario, ich finde, darüber können wir nachher reden! Aber der Sohn ist nicht zufrieden. Wo er jetzt schon einmal angefangen hat, will er's auch wissen: Weißt du, "nachher" heißt bei dir immer "gar nicht"! Ich möchte doch nur ein Ja oder Nein hören: Soll ich zukünftig immer allein in den Gottesdienst gehen, wenn ich Konfirmand bin? MA: Mutter ist jetzt fertig mit der Soße. Aufmerksam guckt sie ihren Mann an. Innerlich schmunzelt sie. Sie weiß genau, wie unangenehm dem Vater die Frage des Sohnes ist. Aber muß sie denn nicht sein? Bald beginnt die Konfirmandenzeit. Mario ist seit ein paar Wochen angemeldet. Am Sonntag soll der Junge in die Kirche. So will es der Pfarrer und der Kirchenvorstand. Kann man das von dem Jungen verlangen, wenn man selbst nicht... Jetzt hat Vater die Antwort gefunden: Wir gehen auf jeden Fall am nächsten Sonntag mit. Da ist schließlich Aufnahme. Ist doch klar, daß wir dich da begleiten! Aber Mario läßt nicht locker: Und dann? Was wird in den zwei Jahren, die dann beginnen? Jetzt schaltet sich Mutter ein, aber nicht um Vater zu helfen, wie der schon gedacht hat: Wir haben doch die Anmeldung zum Unterricht unterschrieben. Wir wollen, daß er konfirmiert wird. Eigentlich heißt das doch auch, daß wir mit unserem Sohn zusammen durch die Konfirmandenzeit gehen! Vater gibt nicht auf: Aber wir haben das doch schon hinter uns. Wir haben das alles auch mitgemacht zu unserer Zeit. Jetzt ist Mario dran, er will schließlich... MA: Hier unterbricht sich Vater Maier, er hat selbst gemerkt, wie kläglich sein Versuch ist, die Konfirmandenzeit zur Sache allein des Sohnes zu erklären. Es ist ja richtig: Er hat mit unterschrieben. Und - ja - er will es ja auch, daß sein Sohn einmal eingesegnet wird. Er soll lernen, was es heißt, Christ zu sein, die Dinge über den Glauben, die Geschichten der Bibel... Wenn da nur nicht diese Mühe wäre, schonmal am Sonntagmorgen. Der einzige Tag, an dem man ausschlafen kann! Oder mal schon morgens wegfahren! Und dann die Gespräche die kommen würden, über Themen, wo man gar nicht mehr so gut Bescheid weiß: Über die 10 Gebote vielleicht, über die Taufe, am Ende noch über das Abendmahl und seine Bedeutung... Und die peinlichen Fragen würden bestimmt auch nicht ausbleiben: Wenn du das Abendmahl doch so wichtig findest, warum warst du seit drei Jahren nicht mehr da? Irgendwie hatte Vater Maier das Gefühl, daß es für ihn zwei schwierige Jahre werden würden und zwei anstrengende auch! Knödel und Braten schmeckten ihm nicht mehr so recht. Hier wollen wir die Geschichte unterbrechen. Sie geht jetzt nämlich erst fast zwei Jahre später weiter. Damit alle das so richtig mitkriegen, wollen wir jetzt erst ein Lied singen... Lied: EG 614, 1 - 4 MA: Es ist also jetzt fast zwei Jahre später. - Übrigens: Hat eigentlich schon jemand diesen Herrn Maier mit a-i wiedererkannt? Nein? Gibt's nicht? Nun ja, ihr habt es ja auch gehört, vorhin, er wird mit a-i geschrieben, so ein Maier steht bei uns nicht im Telefonbuch. Aber weiter mit der Geschichte: Es sind also inzwischen fast zwei Jahr vergangen. In vier Wochen ist Konfirmation. Mario hat 14. Geburtstag gehabt. Die Konfirmandenzeit hat ihm gut gefallen und - wir müssen staunen - der Mutter und dem Vater auch! Ja, Vater Maier hat sich immer wieder sonntags aufgerafft und ist mit zur Kirche gegangen. Nach drei Monaten war's gar nicht mehr so schwer, fast hatte er sich daran gewöhnt. Und das mit den Fragen...das war auch kein so großes Problem geworden. Einmal hatte er seinem Sohn gestanden: Ich habe mich bis heute, ehrlich gesagt, nicht sehr viel mit Glaubensfragen beschäftigt! Mario hatte das verstehen können und nicht weiter nachgebohrt. Und dann - nach einer Predigt war das vielleicht - ergaben sich immer wieder gute Gespräche wie von selbst. Da hatte man ja etwas gemeinsam gehört, darüber konnte man dann reden. Peinlich war daran nie etwas gewesen. Nein, eigentlich hatte er in dieser Zeit viel gewonnen, viel gelernt. Seltsam, das von sich - dem Vater eines Konfirmanden - sagen zu können: Ja, er hatte in der Konfirmandenzeit seines Sohnes viel gelernt! Pfr.: Das war unsere Geschichte. Wir hätten sie noch weiter erzählen können. Aber es ist schon alles gesagt, was für heute wichtig ist. Und es soll ja heute auch nicht so lang werden... Eines aber muß ich noch loswerden: Ein Märchen war unsere Geschichte nicht! So etwas kann, ja, es ist bei uns schon vorgekommen! Das kam sicher von daher, daß man - so schwer der Anfang auch ist - bald merkt, daß es auch Freude macht in der Kirche, wenn man sich mit der Bibel beschäftigt oder über den Glauben nachdenkt. Ja, und es schenkt auch schon Freude, wenn wir aus starren Gewohnheiten ausbrechen, wenn wir Dinge beginnen, die wir von uns selber nicht geglaubt hätten. Wir spüren dann ja, daß wir richtig leben, daß wir wachsen, weiterkommen, uns entwickeln. Und da liegt vielleicht die größte Freude drin. Für Leute wie Vater Maier mit a-i, aber auch für die mit e-i, und auch für Schulzes, Hinzes, Kunzes und die Schmidts, ja, vielleicht für uns alle!? In diesem Sinn eine gesegnete Konfirmandenzeit - für Eltern und Kinder! Und viel Freude! Die Predigt wurde gehalten von Pfr. Manfred Günther, Lohgasse 11, 35325 Mücke/Groß-Eichen und MitarbeiterInnen aus dem Kigodi