Predigt zur Aufnahme der Vorkonfirmanden (Die Predigt ist von einem Gemeindeglied und dem Pfarrer zur Aufnahme der Konfirmanden zu halten) Thema: Freunde - zu Joh. 14,6 Gedicht: Freunde... Freunde sind wichtig zum Sandburgen bauen, Freunde sind wichtig, wenn andre dich hauen, Freunde sind wichtig zum Schneckenhaussuchen, Freunde sind wichtig zum Essen von Kuchen. Vormittags, abends, im Freien, im Zimmer... Wann Freunde wichtig sind? Eigentlich immer! Liebe Gemeinde! Liebe Vorkonfirmanden, liebe Konfirmanden! Warum sollen wir nicht einmal ganz offen darüber reden? Nicht jede und nicht jeder von euch weiß eigentlich genau, warum er jetzt in den Konfirmandenunterricht gehen soll. Diese Zeit, die jetzt für euch Vorkonfirmanden beginnt und für euch Konfirmanden schon ein Jahr lang läuft, muß doch einen Sinn haben. Ihr wollt doch bestimmt selbst auch begreifen, warum ihr noch ein oder gar zwei Jahre lang all diese Mühen auf euch nehmt: Einmal in der Woche eine Stunde Unterricht. Jeden Sonntag in den Kindergottesdienst oder den Gottesdienst der Erwachsenen. Das Kreuz tragen...die Kirche putzen...den Gemeindebrief austeilen...und was sonst noch alles von euch erwartet wird. Und machen wir uns doch einmal nichts vor - und da spreche ich die Erwachsenen an: Es ist ja gar nicht so, daß die jungen Leute jetzt begierig darauf wären, die 10 Gebote auswendig zu lernen oder daß sie nun unbedingt wissen wollten, wie das ist mit dem Glauben der Christen. Nein, sie könnten ganz gut auch ohne das weiterleben! Und wenn wir jetzt sagen: Aber wir haben doch als Eltern und Erzieher und als Gemeinde die Pflicht, die Jungen und Mädchen zu unterrichten, dann stimmt das sicher, aber es bedeutet doch nicht gleich, daß die jungen Leute das auch wollen und gerne Konfirmanden sind und diese Zeit mit Freude hinter sich bringen. Darum noch einmal: Warum geht ihr in den Konfirmandenunterricht? Liedvers Ich gebe jedes Jahr in der 1. Vorkonfirmandenstunde Plakate aus, die wir gemeinsam ausfüllen. Auch in diesem Jahr wird das wieder so sein. Oben auf den Plakaten stehen groß die unvollendeten Sätze: Ich bin heute gekommen, weil... Oder: Das wird eine gute Zeit, wenn... Oder auch: Nach den zwei Konfirmandenjahren möchte ich gern sagen können... und: Von meinen Kameraden und Kameradinnen wünsche ich mir... Insgesamt sind es sechs oder sieben Sätze dieser Art. Wir gehen in der ersten Vorkonfirmandenstunde an diesen Plakaten entlang und jeder vollendet den Satz, so wie es ihm einfällt. Was wird da so geschrieben? Ich habe einmal auf den Plakaten von den vergangenen Jahren nachgeschaut. Und die Eltern und die Gemeinde bekommen jetzt bitte keinen Schrecken. Aber so offen und ehrlich sind die Jungen und Mädchen halt. Und das ist gut so. Ein paar Beispiele: Ich bin heute gekommen, weil...mich meine Mutter geschickt hat, weil ich konfirmiert werden möchte, weil es bei der Konfirmation viele Geschenke und viel Geld gibt. Das wird eine gute Zeit...wenn der Pfarrer nicht so viel von uns verlangt. Nach den zwei Konfirmandenjahren möchte ich gern sagen können...daß es ganz gut war, daß ich zu den Großen gehöre. Von meinen Kameraden wünsche ich mir...daß sie mir nicht reinreden, wenn ich dran bin, daß sie nicht nur rumhängen. - Nach diesen Gedanken kann man nun wirklich nicht sagen, daß die jungen Leute dem tiefsten Sinn der kommenden Zeit auf der Spur wären. Aber es gibt auch ganz andere Sätze, die da aufgeschrieben werden! Davon hören wir gleich. Liedvers Auch das wurde in den vergangenen Jahren auf die Plakate geschrieben: Ich bin heute gekommen, weil...ich hier Freunde finden will. Das wird eine gute Zeit, wenn...wir hier aufeinander hören, Rücksicht nehmen und nett zueinander sind. Nach den zwei Konfirmandenjahren möchte ich gern sagen können...daß ich hier Leute gefunden habe, die mit mir verbunden bleiben. Und in nur einem Wort sagt es die Ergänzung des letzten Satzes: Von meinen Kameraden und Kameradinnen wünsche ich mir...Freundschaft! - Und wir glauben nun, daß es das ist, was ihr hier in den zwei Konfirmandenjahren eigentlich sucht: Freundschaft. Und was das schönste ist: Die könnt ihr auch finden. Und das in einem doppelten oder gar dreifachen Sinn. Wir wollen das gleich erklären. Liedvers Noch einmal ganz klar und deutlich: Ja, wir glauben, daß ihr eigentlich in diese Konfirmandenzeit geht und alle Mühe auf euch nehmt, weil ihr Freunde sucht, jemanden, der euch versteht, euch zuhört, nicht über euch lacht, dem ihr etwas anvertrauen könnt, der auch ein Geheimnis mit euch teilt und der treu ist und euer Freund oder eure Freundin ist, weil er euch mag! Wir glauben, daß man ja gar nicht leben kann ohne Freunde. Und das ist etwas ganz anderes, als einen Kameraden zu haben! Man sagt Klassenkamerad oder Vereinskamerad. Die kann man sich ja nicht aussuchen. Die gehen halt wie wir in die 6. Klasse oder machen denselben Sport. Aber Freunde... Die suchen wir uns aus! Zu denen wollen wir Vertrauen haben, von denen wollen wir wissen, daß sie uns gern haben, so wie wir sind - auch mit unseren Fehlern und Schwächen. Und jetzt kommt das beste: Ihr könnt diese Freunde auch finden in der kommenden Zeit! Und eben gleich doppelt oder dreifach! Zuerst einmal untereinander. In eurer Konfirmandengruppe sind ja nicht nur die, mit denen ihr immer zu tun habt. Da sind auch die Jungen und Mädchen, die in der Schule zum Beispiel in einen anderen Schulzweig gehen. Hier in der Konfirmandenstunde seht ihr euch und seid zusammen, auch wenn ihr euch sonst nur noch im Schulbus begegnet. Und in der Konfirmandenstunde soll ein guter Geist herrschen. Jeder wird zu Wort kommen und wir wollen aufeinander hören und einander so sehen, wie wir sind. Und dann - wir wollen einmal nicht so schüchtern und bescheiden sein - auch wir von der Kirche wollen eure Freunde werden. Ob im Kindergottesdienst, im Unterricht oder auf der Konfirmandenfreizeit... Wir wollen euch Freunde sein, euch verstehen, nicht über euch lachen und mit euch über wichtige Dinge sprechen, die tiefer gehen als vieles sonst, worüber in unserer Zeit gesprochen wird. Liedvers Und das allerbeste kommt zum Schluß: Noch einer will euer Freund werden und ihm könnt ihr alle vertrauen: Ich meine Gott, den wir Christen unseren Vater nennen. Zugegeben: Sehen - so wie wir einander sehen - können wir diesen Freund nicht. Aber hören! In der Bibel spricht er zu uns. Und in Jesus, seinem Sohn, hat er uns gesagt, wie unser Leben ein gutes und gelungenes Leben werden kann. Von sich selbst hat er gesagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater außer durch mich." Und - wie wir uns das von einem Freund, einer Freundin wünschen - können wir ihm auch alles sagen, was uns bedrückt, Angst macht oder auch freut. Im Gebet tun wir das. Wenn wir unsere Hände falten. Dann dürfen wir ihm alles vortragen, alles klagen und ihn alles fragen. Er hört uns ganz gewiß! Und er antwortet auch. Vielleicht macht er uns froh, wo wir eben noch Kummer hatten. Vielleicht wissen wir auf einmal, wie wir uns in einer wichtigen Sache entscheiden sollen. Vielleicht gibt Gott, unser Freund, uns auch den guten Gedanken, daß wir uns entschuldigen, wenn wir mit unseren Mitmenschen hart und unfreundlich gewesen sind. Und noch manches andere wird uns Gott sagen, wenn wir zu ihm beten. Liebe Vorkonfirmanden, liebe Konfirmanden! Wäre das nicht wirklich wunderbar, wenn ihr in den kommenden ein oder zwei Jahren Freundschaft findet? Wir glauben fest, daß ihr das eigentlich sucht. Und wir glauben auch, daß ihr Freunde finden werdet. Darin liegt der tiefste Sinn der Konfirmandenzeit. Wir wollen gemeinsam alles dafür tun, daß es gelingt! Der Segen Gottes, der unser aller Freund ist, sei mit uns. Liedvers