Traupredigt für Sandra und Marco T. - 24. Juni 2000 Laßt uns auf den Trauspruch von Sandra und Marco hören. Es sind zwei Verse aus dem Hohenlied Salomos, einem Liebeslied des Alten Testaments, sie stehen dort im 8. Kapitel: Textlesung: Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und ei- ne Flamme des HERRN, so daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken können. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen. Hoheslied 8, 6 - 7 "Wow!", würde man gern sagen, wenn es nicht bei einer Ansprache in der Kirche unschicklich wäre! Was für Worte! Die Liebe, stark wie der Tod. Ihre Glut feurig. Ihre Leidenschaft unwiderstehlich. Wasser können sie nicht ertränken, Ströme können sie nicht löschen. Ich sage ganz offen, ich spreche sonst bei Trauungen immer ein wenig verhaltener. Ich denke - und das mag ja mit meinem eigenen Lebens- und Ehealter zu tun haben, ich denke selbst, wenn ich über die Liebe predige, mehr an die Geduld miteinander, die Verläßlichkeit und die Treue, wie sie zur Liebe gehören, und weniger an ihre "unwiderstehliche Leidenschaft". Und für mich ist die Liebe per- sönlich auch inzwischen mehr der Grundton des gemeinsamen Ehealltags, als das "unauslöschliche Feuer" des Anfangs in der "Hoch"-zeit. Aber ich will und ich kann heute einmal diese eher biederen und wenig glanzvollen Gedanken über die Liebe zurückdrängen und ihre große, wunderbare Macht sehen und ihr Feuer und ihre Leidenschaft in die Mitte meiner Worte stellen. Vielleicht kommt diese Seite der Liebe ja sonst wirklich zu kurz! Vielleicht sind wir, bin ich, sonst viel zu sehr und zu schnell bereit, die Liebe, dieses wunderbare Geschenk Gottes, nur noch mit diesen - sicher sehr wichtigen - aber doch eher zu langweiligen Trauansprachen passenden Begriffen zu verbinden. Und vor allem: Sandra und Marco wollten zu diesem Trauspruch sicher jetzt nicht zuerst etwas über Treue, Geduld und Ausdauer miteinander hören, sondern eben etwas über die "alles verzehrende Leidenschaft" und die "unlöschbaren Flammen der Liebe". - Sprechen wir also über eine solche Lie- be, zu der das Feuer gehört, die Leidenschaft, die Glut... Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm, so heißt es in Eurem Vers. Ein Siegel macht, daß kein anderer mehr in das Herz eines Liebenden vordringen kann. Dort hat nur noch einer, nur noch eine Platz. Man kann an niemand und nichts anderes mehr denken. Alle Ge- danken kreisen um den einen Menschen. Wo wir auch sind, steht sein Bild vor unseren Augen, mei- nen wir seine Stimme zu hören, spüren wir seine Nähe, auch wenn er fern ist. Jede Minute des Ta- ges, jeden Tag, ja, die ganze Ewigkeit möchte man mit ihm teilen. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich, so geht es in eurem Vers weiter - und nicht nur da, auch im Leben! Wovon der Schlager als einem " Kribbeln im Bauch" spricht, ist ja in Wahrheit ein Zustand, in dem wir nicht mehr ganz bei uns sind, der Ver- rücktheit, im wahrsten Sinn! Wahrhaftig: unwiderstehlich ist die Anziehung! Nein, man kann nicht mehr ohne ihn, ohne sie sein! In einer einzigen Umarmung versinkt die ganze Welt. Ein Kuß - und das ganze Leben hat sich gelohnt. Die Zärtlichkeit...nie mehr soll sie enden. Da werden Menschen, die lieben, völlig verändert! Sonst eher ruhige Büroangestellte sprühen von Ideen und Unterneh- mungsgeist! Junge Frauen, die immer verkündet haben: "Sport ist Mord", gehen mit dem Geliebten Joggen. Und eigentlich ganz vernünftige Ingenieure nutzen eine Kindergarteneinweihung, um einer Erzieherin in aller Öffentlichkeit den Antrag für die Ehe zu machen. - Dazu treibt die Liebe. Nur sie hat soviel Macht. Stark ist sie, jedes Mittel ist ihr recht, alles krempelt sie um, stellt sie auf den Kopf...keiner kann ihr widerstehen! Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen. Nein, absurd die Vorstellung, daß einem Liebenden ir- gendetwas soviel wert wäre wie seine Liebe! Was ist denn alles Geld der Welt - gegen ihren Blick, seine Berührung? Was könnte die Qual aufwiegen, auch nur einen Tag vom Geliebten getrennt zu sein? Wer könnte da rechnen: Hier die Liebe - da mein Hab und Gut? Nein, alles könnten wir hinge- ben, wegwerfen, alles ist ganz ohne Bedeutung, wenn wir nur unsere Liebe, unseren Geliebten ha- ben! Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, so daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslö- schen und Ströme sie nicht ertränken können. Hier kommt nun ER ins Spiel! Gott ist der Ursprung auch dieser Liebe! Ich hänge das hier jetzt nicht an meine Worte über die Liebe an, weil es doch auch noch einen religiösen Schlenker nehmen muß, da wir doch in einer Kirche, bei einer Trauung versammelt sind... Nein, sie, die Liebe, ist "eine Flamme des Herrn", heißt es. Liebe Sandra, lieber Marco, hier weist eure Liebe auf einmal weit über alles hinaus, was ihr heute in euren Herzen tragt und empfindet. Und ich bin ganz sicher, das habt ihr auch schon gespürt, wie es alle richtig Verliebten spüren und ganz tief im Innern wissen: Das kommt nicht aus mir selbst allein, die Liebe ist von Gott! Und ausdrücklich: Auch die Liebe, aus der Glut, Feuer und Leidenschaft hervorbricht, wie aus einem Vulkan, ist von Gott! Was vielleicht jahrhundertelang gerade in unseren Kirchen als verpönt, ja, verboten galt, worüber sich kein Pfarrer, kein Priester erlaubt hätte, einen Zusammenhang mit Gott herzustellen - euer Trauvers setzt sich über all das leicht hinweg: Von Gott kommt die Glut, die Leidenschaft, das Feuer... Die Liebe ist eine Flamme des Herrn! Das darf und das will ich also jetzt ganz konkret und deutlich für euch beide sagen: Eure Liebe kommt von Gott! Er weckt die Leidenschaft! Er facht die Glut! Er schürt das Feuer! Er entzündet das Begehren! Es ist sein Wille, daß in eurem Kopf nur noch eine, einer Raum hat. Er macht uns verrückt füreinander und sendet die Qual, wenn wir getrennt sind und er schenkt die Seligkeit, wenn wir wieder zusammenkommen... Warum er das alles tut? - Ach nein, die Biologie wollen wir hier beiseitelassen! Über die Erhaltung der Art können wir in verstaubten Büchern lesen. Gott schickt uns diese Liebe, weil er unser Glück möchte, weil er uns Freude machen und uns für sich gewinnen will! - Muß ich das erklären? Vielleicht ist es unserer Zeit ja abhanden gekommen, dieses Wissen und das Staunen über Gottes Liebe? Aber Gott liebt uns ja auch so leidenschaftlich, wie wir einander nur lieben können! Und da will ich noch einmal ungewöhnliche Worte in einer Kirche sprechen: Gott kreist mit seinen Liebesgedanken auch nur um uns, um dich, um mich! Er kann an niemand andern denken. Er will uns für sich gewinnen! Jedes Mittel ist ihm recht, wenn wir seine Liebe nur erwidern: Tausend gute Gaben schenkt er uns. Mit al- lem, was wir zum Leben brauchen, rüstet er uns aus. Er bewahrt uns, führt uns, wenn wir das wol- len, möchte keine Sekunde von uns getrennt sein. Ein Glutofen voller Liebe ist er, so hat es einer ausgedrückt, der Gott zurückgeliebt hat. Groß ist sein Schmerz, wenn wir eigene Wege gehen. Kein Gedanke ist ihm fremd, wenn er uns nur zurückgewinnt. Sich selbst legt er für uns Leiden und Ster- ben auf. Alles tut er für uns, alles hat er für uns getan, daß er nur mit uns sein kann, in unserer Nähe, in Ewigkeit... Der uns die Liebe geschenkt hat, ist selbst ein Liebender. Leidenschaftlich, glutvoll, feurig, nichts kann ihm genügen, als daß wir ihn auch lieben. Liebe Sandra, lieber Marco, ich wünsche euch heute von Herzen, daß euer Herz und eure Seele auf immer für den einen, für die eine versiegelt ist. Ich wünsche euch, daß Leidenschaft, Glut und Feuer eurer Liebe nicht verlö- schen. Ich wünsche euch, daß euch nichts anderes wertvoller wird, als daß ihr einander liebt. Und ich wünsche euch, wie ich es uns allen wünsche, daß uns am Bild einer solchen Liebe aufgeht, wie sehr Gott, der Vater aller Menschen und liebhat, der Gott, von dem alle Leidenschaft, alle Glut und das unauslöschliche Feuer unserer Liebe herkommt, erhalten und immer neu entfacht wird. Lege mich wie ein Siegel auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm. Denn Liebe ist stark wie der Tod und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich. Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des HERRN, so daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen und Ströme sie nicht ertränken kön- nen. Wenn einer alles Gut in seinem Hause um die Liebe geben wollte, so könnte das alles nicht genügen.