Ansprache zur Gold. Hochzeit: Eheleute F. - 12.2.2000 1. Kor.13,13 Liebes Goldenes Hochzeitspaar, liebe Gäste! Ich habe - wie ich das immer tue - in unserem Trauungsbuch nachgeschaut. Da steht es auf der Seite 297: O. F. mit M., geb. S., getraut von Pfr. W., der damals hier bei uns Dienst getan hat. 1950 ist das gewesen. Fünf Jahrzehnte sind seitdem vergangen. Mitten in einer noch recht schwe- ren Zeit wollten es damals zwei junge Leute miteinander wagen, die schon zusammen in der Kon- firmandenstunde gesessen haben. Und wenn man das bedenkt, bekommt man den ersten klaren Hinweis, daß sie beide wohl für einander bestimmt waren: Das sollte so sein: O. und M....M. und O. Viel haben sie seitdem erlebt, Schönes und Schweres, Stunden des Glücks und Zeiten tiefer Trau- er, Jahre des gemeinsamen Schaffens und manchmal auch des Bangens um die Gesundheit - von ihr oder ihm... Harte Arbeit hat ihr Leben ausgefüllt. Überwiegend im Haus und in der Landwirtschaft. Manches Glück ist ihnen beschieden gewesen. Aber auch herbe Verluste haben sie getroffen! Und doch dürfen sie heute dankbar sein: Einen Sohn hat ihnen Gott geschenkt, und dann bis heute zwei En- kel und einen Urenkel. Die Silberne Hochzeit durften sie feiern in einer Zeit, in der sie noch ge- sund und voller Kraft waren. 25 Jahre ist das schon wieder her. Und heute feiern wir ihre Golde- ne. Was für ein Tag! Wieviel Grund zum Staunen und zum Danken! Und ich glaube wirklich, der Dank ist für sie das wichtigste heute. Nicht immer in den letzten - sagen wir 10 - Jahren hätten sie geglaubt, daß sie diesen Tag erleben. Oft genug war ja schon die Gesundheit nicht zum besten. Wie oft mußte schon einer des anderen Last tragen und einer allein hätte es nicht geschafft. - Das ist für mich der zweite Hinweis, daß sie beide füreinander bestimmt waren und füreinander da sein sollten. Und wie aufgeregt waren sie doch in der letzten Zeit. Wie haben sie diesem Tag entgegengefie- bert. Und - das wollen wir festhalten - : Es ist auch aufregende in einem guten Sinn und es ist zum Staunen und es ist selten, daß zwei Menschen diesen Tag erleben! 50 Jahre Ehe, 50 Jahre gemein- same Zeit, fünf Jahrzehnte, von Gott geschenkt. Sie wollten heute all ihre Gefühle, alles, was sie bewegt, all ihre Freude und ihren Dank in ein Bi- belwort fassen, das sie schon lange begleitet hat, denn es ist ihr Trauspruch bei der grünen Hoch- zeit gewesen. Und sie haben gute Erfahrungen mit diesem Vers gemacht. So heißt dieses Wort: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen. Nun aber bleibt Glaube... So beginnt ihr schöner Vers. Da denken sie jetzt bestimmt daran, daß sie sich ja schon seit den frühen Jugendjahren kennen, seit der Konfirmandenstunde, in der sie zu- sammen etwas über diesen Glauben der Christen gehört haben. Und der Glaube, der damals viel- leicht in ihren Herzen angelegt wurde und gewachsen ist, der hat sie von da an immer begleitet: Durch die Zeiten der ersten Liebe, durch die schönen Jahre in denen es zwar immer viel Arbeit für sie gab, in denen aber auch die Kraft groß war und jeden Morgen neu. Und sicher war dieser Glaube auch ihr Halt in den Stunden der Trauer und des Schmerzes. Der Glaube der Christen ist ja wirklich ein Halt, ich meine manchmal und immer mehr, je älter ich werde, er ist das einzige, das immer fest bleibt, ja, er ist so etwas wie ein Geländer, an dem wir sichere Schritte machen können; und sie sind mit ihm gemeinsam durch die Jahre gegangen. Der Glaube hat sie gehalten und geführt und ihnen die Entscheidungen ihres Leben - ja nicht abgenommen - aber doch leichter gemacht. Menschen, die sich vom Glauben leiten lassen, die wissen eher, wo ihre Richtung ist, wenn der Weg sich teilt. Nun aber bleibt Hoffnung... So geht dieser schöne Vers weiter. Was kommt ihnen dazu in den Sinn? - Vielleicht denken sie da an die ganz schweren Erfahrungen ihres gemeinsamen Lebens. Wie sie - und das gleich einige Male - von einem kaum begonnenen Leben Abschied nehmen mußten. Wie hat das weh getan, damals! Aber war es nicht eben die Hoffnung, die sie auch da hindurchgebracht hat? Es ist doch etwas ganz anderes, wenn man ein Kind, das nicht leben kann, nicht an das Nichts verliert, sondern voll Vertrauen in Gottes gute Hände geben kann. Wieviel Trost liegt doch darin, wenn man weiß, kein Leben ist für immer verloren. Gott bewahrt es in E- wigkeit! Aus dieser Hoffnung wächst viel Kraft! Und diese Hoffnung wächst aus dem Glauben. Und eines von den beiden stützt und stärkt das andere: Der Glaube die Hoffnung, die Hoffnung den Glauben. Und beides bringt uns immer fester an die Hand Gottes und hilft uns leben und tra- gen und schützt uns davor, daß wir verzweifeln. Nun aber bleibt Liebe... Wie die dritte dreier Schwestern gehört die Liebe in diese Reihe. Und nicht nur, weil es halt so schön klingt: Glaube, Hoffnung, Liebe... Nein, wie aus dem Glauben immer Hoffnung fließt, so fließt aus der Hoffnung und dem Glauben immer die Liebe. Sie ist wie die Frucht, die der Baum der Hoffnung hervorbringt, dessen Wurzeln der Glaube bildet. Aber was sind das für Früchte, wie sie die Liebe an diesem Baum, auf diesen Wurzeln treibt? Mir fiel dazu einiges ein. Eine der Früchte der Liebe ist die Geduld, die Nachsicht miteinander. Daß man sich Zeit gibt, wenn der andere einmal nicht so ist, wie man ihn sich wünscht. Daß man warten kann, bis wieder Verständnis füreinander da ist, daß man sich auch vergeben kann, sich wieder annimmt, wenn einer am anderen einen Fehler gemacht hat. Und eine ganz wichtige Frucht der Liebe ist auch die gegenseitige Hilfe: Nie ist einer allein. Im- mer ist der andere da und packt mit an, stellt sich auch einmal vor den anderen, spricht ihm Mut zu und baut ihn auf - je nachdem, was man im Augenblick braucht. Und daraus wieder entsteht eine dritte Frucht der Liebe: Die Geborgenheit. Menschen, die zu- sammengehören, die wissen von einander, daß sie sich verlassen können. Mein Partner, meine Partnerin steht zu mir, da mag geschehen, was will. Wenn auch alles um mich her zusammen- bricht, wenn sich auch meine Wünsche und Lebenspläne zerschlagen...einen Menschen habe ich, der bleibt auch dann an meiner Seite! Und schließlich wächst aus der Liebe hoffentlich viel von der vielleicht schönsten Frucht: Ich mei- ne die Freude! Und da denke ich nicht an den Spaß, wie ihn uns manche weltliche Zerstreuung schenkt. Ich meine das Gefühl, das uns das schönste Glück ins Herz gibt, diese Wärme und Dank- barkeit aneinander, dieses Wissen, es kann mir nichts geschehen...ich habe einen Menschen, der mich liebt. Und wie von selbst haben wir jetzt noch den letzten Gedanken aus Ihrem schönen Trauvers bestä- tigt: Nun aber bleibt Liebe...und die Liebe ist die größte unter ihnen. Wahrhaftig, das ist sie, die Liebe! Wenn wir sie haben, dann steht nichts mehr aus. Zwei Men- schen, die sie empfinden, die haben das größte Glück, das uns die Welt geben kann, gefunden. Und dennoch wollen wir das festhalten: Es braucht den Glauben als Wurzel eines Lebens - auch des gemeinsamen Lebens in der Ehe. Und es braucht die Hoffnung, die uns sicher durch unsere Jahre geleitet. Und schließlich braucht es die Liebe, daß wir gern und fröhlich leben können. Und nichts von diesen dreien kann allein sein. Und keins von diesen dreien darf fehlen. So wünsche ich Ihnen heute, liebe Eheleute F., den festen Glauben auf dem die Hoffnung wächst und weiter blüht. Und ich wünsche Ihnen die schönsten Früchte der Liebe auf diesem Baum und dieser Wurzel. - Uns anderen wünsche ich das auch. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.