Predigt am Sonntag "Kantate" 5.5.1996 - Konfirmation (Die Predigt kann von einem oder zwei SprecherInnen gehalten werden!) Liebe KonfirmandInnen, liebe Gemeinde! Eine solche Ansprache bei der Konfirmation soll so viele Bedingungen erfüllen: Nicht zu lang soll sie sein, damit die Konzentration in diesem Gottesdienst nicht zu sehr beansprucht wird. Wir zwei wol- len sie gemeinsam halten können, weil das bei uns so eingeübt ist und weil man zwei Sprechern doch auch besser folgen kann. Leicht verständlich soll sie sein, damit auch die jüngeren Geschwister und die anderen Kinder hier etwas davon haben. Sie soll persönlich sein, daß man auch merkt, hier reden zwei, die kennen diese Jungen und Mädchen. Und - das ist jetzt unser besonderer Wunsch - sie soll etwas bewirken und lange im Gedächtnis bleiben, wie die ganze Konfirmandenzeit, die jetzt hinter euch liegt: Ihr sollt das nicht vergessen, daß ihr nun zur Gemeinde Jesu Christi gehört. - Anders ge- sagt: Das soll heute ein Anfang sein - und kein Ende...wie leider schon so oft! - Wir glauben, eine Geschichte aus dem Johannesevangelium erfüllt die meisten dieser Bedingungen, wir wollen sie jetzt vorlesen und dann auslegen: Textlesung: Joh. 2, 1 - 11 Und am dritten Tage war eine Hochzeit in Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekom- men. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wußte, woher er kam - die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn. Was hat diese Geschichte mit eurer Konfirmation zu tun? Nun, einmal das: Ihr sollt heute euer eige- nes Ja zu eurer Taufe sagen - zum Zeichen für diese eigene Entscheidung geht ihr dann mit uns zum Abendmahl. Für die Taufe steht das Wasser. Für das Abendmahl steht der Wein. Wir könnten also sagen: Aus Wasser wird heute bei euch auch Wein - wie bei der Hochzeit zu Kana. - Aber - zugege- ben - diese Deutung ist ein wenig krampfhaft und gewollt. Besser gefällt mir diese: Eure Konfirma- tion ist ja auch ein Fest - wie eine Hochzeit. Es wird gefeiert, man kleidet sich gut, man ißt und trinkt - besser als sonst, es wird gelacht, vielleicht gesungen und getanzt, sicher aber herrscht Freu- de... Damals in Kana war Jesus dabei. Das war ihm nicht zu weltlich, bei einer Hochzeit zu Gast zu sein. Er war sich nicht zu gut, dabeizusitzen, wo getanzt wurde, wo man fröhlich und ausgelassen war. Schließlich, als der Wein ausgeht, sorgt er sogar für Nachschub. - Warum also sollte er nicht auch Gast bei eurer Konfirmation sein - der auferstandene, der lebendige Herr? Mal ganz deutlich: Er ist jetzt schon mitten unter uns, denn er hat versprochen, immer dort zu sein, wo seine Gemeinde sich versammelt (und wenn's nur zwei oder drei sind!). Und er geht nachher mit jeder und jedem von euch dorthin, wo ihr diesen Tag feiert. Er wird mitten unter euch sein bei eu- rem Fest, bei eurer Tischgesellschaft - ganz gewiß! Vielleicht denkt ihr daran, später, am Nach- mittag oder gegen Abend, wenn euer Fest vielleicht ein wenig "schal" wird, wenn sozusagen der "Wein", wenn die Freude ausgeht, wenn ihr euch fragt, wie eure Feier noch ein bißchen Tiefe und noch einen Höhepunkt bekommt? Dann erinnert euch an den eigentlichen Sinn dieses Tages: Ihr habt ja gesagt zu Jesus, ja zu seiner Gemeinde...er wird bei euch zu Gast sein, heute: So kann aus einer Tischgesellschaft eine wirklich Festgemeinschaft werden, die weiß, was sie feiert! So wird aus Wasser Wein! Ihr dürft es nur nicht vergessen, worum es heute eigentlich geht und wer bei euch zu Gast sein will! Und das gilt nicht nur für heute: "Ich bin bei euch alle Tage, bis ans Ende der Welt!", hat Jesus ge- sagt. Auch morgen noch ist er in eurer Nähe, auch dann, wenn bei euch keiner mehr von dieser Kon- firmation spricht... Er ist immer da, ihr müßt nur die Hand nach ihm ausstrecken. - Aber...wir dürfen ruhig davon reden...etwas anderes wird dann auch da sein: Der Wunsch, eure Zeit, euer Leben ohne diesen Herrn zu gestalten. Irgendwie meint man ja immer, zu Jesus zu gehören, könnte einem doch nur den Spaß verderben. Bei den meisten ist das so. Sie sind nicht stark genug, bei ihrem Ja zu Jesus zu bleiben. Sie fallen um. Ihr Ja wird zum Nein. Ganz praktisch sieht das so aus: Die Art wie Jesus lebte, schert mich den Teufel. Ich mache, was ich will! Und der Maßstab dafür ist der eigene Bauch, das eigene Wollen, das, was mir nützt, wo für mich etwas herausspringt...aber nicht mehr, was Jesus will und nicht, was seine Liebe zu allen Menschen gebietet. Wir glauben es euch, liebe Konfirmanden, wenn ihr heute euer Ja zu diesem Herrn und seiner Ge- meinde sagt - wir glauben euch, aber wir wissen auch, wie stark die Versuchungen sind, wie laut die Einflüsterungen und wie unbemerkt von einem selbst, aus einem Ja ein Nein wird. Das Vorbild der anderen ist eine Versuchung, der viele erliegen. Im richtigen Leben geht das so: "Die haben doch alle nichts mehr mit Jesus vor, soll ich da außen stehen?" Der Spott der anderen macht es auch vielen schwer, bei der Sache zu bleiben, vielleicht hört sich das so an: "Gehörst du jetzt auch zu den Betschwestern und Kanzelschwalben? Zeig' mal deinen Heiligenschein!" Aber die ärgste Gefahr ist wohl unser eigenes schlechtes Gedächtnis: Wer denkt denn noch an sein Versprechen von heute - in ein paar Wochen, ein paar Monaten oder gar ein paar Jahren? - Glaubt uns, da stehen Erfahrungen dahinter, wenn wir so reden, etwa solche: Wieviele Konfirman- den haben es - vor der Konfirmation! - schon verkündet: "Mich sehen Sie alle 14 Tage in der Kirche, mindestens!" Und was ist daraus geworden? Gewiß, der Kirchgang macht nicht den ganzen Chris- ten, aber wie zeigt man denn heute überhaupt noch, daß einem Jesus etwas bedeutet? Oder dies: Wie oft schon hat so ein Konfirmand geäußert: Ich möchte anders leben, als die breite Masse, ich will mir wirklich Jesus zum Beispiel nehmen und in seiner Spur bleiben... Was daraus wurde?: In jeder Be- ziehung eine "normale" Entwicklung. Denken wie alle, dieselben Pläne und Ziele wie alle, Zukunfts- wünsche wie alle, Statussymbole wie alle, Leben im Dutzend, verwechselbar mit allen. Liebe Konfirmandinnen, liebe Konfirmanden, das hat zu tun mit der Geschichte von der Hochzeit in Kana, denn so wird aus dem Wein wieder Wasser. So wird aus dem Lebensfest mit Jesus als Gast wieder schaler, öder Alltag. Dieser Alltag mag zwar für kurze Zeit gefallen - Erfüllung für immer schenkt er nicht! Wein ist nunmal kein Wasser. "Wein", die wirkliche Freude, echter Sinn, daß ich wirklich weiß, wozu ich in der Welt bin...das kommt nur mit Jesus in euer Leben und das bleibt nur, wenn er euch das Wasser in Wein verwandelt:Es geschieht, wenn ihr auf sein Wort hört, wenn ihr tut, was er will, wenn ihr handelt, wie es seiner Liebe entspricht...gegen Versuchungen, gegen Ein- flüsterungen, gegen Spott und blöde Witze. Glaubt uns, das Mofa macht's nicht! Das Geld, das ihr heute bekommt und morgen auf die Kasse bringt, macht's auch nicht. Ja, alle Geschenke dieses Tages, so sehr ihr euch auch darüber freut, machen's nicht. Das ist Wasser. - Wein ist etwas ande- res. In den letzten zwei Jahren habt ihr den Herrn kennengelernt, der das Wasser des Lebens zu Wein verwandeln kann. Ihr wißt, was er von euch haben möchte, die Mutter Jesu spricht's ja in dieser Ge- schichte aus: Was er euch sagt, das tut. Er verspricht euch dafür, immer bei euch zu sein. Aber er ist "Gast", er geht, wenn ihr ihn nicht mehr bei euch haben wollt, er drängt sich nicht auf. Wenn ihr ihn bei euch bleiben laßt, kann er euer Leben in eine Hochzeit verwandeln. Dann kann es zwar auch schwere Tage geben, aber er wird euch beistehen und helfen. Er macht bei euch aus Wasser Wein! - Glaubt uns: Ohne ihn bleibt eure Zeit Alltag - eben nur Wasser. Mit ihm - und nur mit ihm - wird Wein daraus. Ihr sollt heute entscheiden, und wir wünschen euch, daß ihr bei Eurem Ja bleiben könnt! Wasser oder Wein – es ist eure Sache! Und denkt immer daran: Nur einer, nur der Herr Jesus Christus, kann in eurem Leben das Wunder dieser Verwandlung vollbringen.