Ansprache zur Silbernen Hochzeit - in der Kirche - zu Eph. 5, 20f Liebe Eheleute B., liebe Gäste! Was ist das für ein schöner Vers, den Sie vor 25 Jahren hier in dieser Kirche mit auf den gemeinsamen Weg bekommen haben! Das war - und ist - Ihr Trauspruch, ein Wort aus dem Epheserbrief: Genaugenommen ist das eine Empfehlung. Ursprünglich an alle Christen. Mit Ihrer Trauung vor 25 Jahren, liebe B.s, ist das ein guter Rat an sie persönlich geworden geworden. Ein "doppelter guter Rat" sozusagen. - Hat er sich erfüllt? Fangen wir beim zweiten an: Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. Meist denken wir bei solchen Worten an etwas, was uns unfrei macht, was wir uns auflegen müßten, wie eine Last: "Sich unterordnen..." Wenn diese Gedanken nun am Ende gar noch mit dem traditionellen Denken um die Rolle von Mann und Frau zusammenkommen, dann wird's wirklich bedrückend! Aber es heißt: Sich einander unterordnen! Einer dem anderen. Die Frau dem Mann und der Mann der Frau! Und beide zusammen Jesus Christus! Das ist etwas ganz anderes. Das ist keine Last. Da bedrückt nichts und niemand. Im Gegenteil: Da kann sich Freiheit und Liebe erst recht entfalten. Da entwickelt sich gute Gemeinschaft, Treue und auch das Glück an- und miteinander. Euch beiden muß ich das nicht erklären, aber vielleicht den noch jüngeren Ehesemestern hier und noch mehr denen, die erst noch vorhaben, eine Ehe zu begründen und erst recht denen, die davor vielleicht zurückschrecken... Ordnet euch einander unter... Fragt doch nicht immer nur, was habe ich davon, was bringt mir dies oder das, wobei geht es mir am besten. Das ist hier nicht empfohlen und auch nicht zu empfehlen! Fragt vielmehr zuerst: Was hat mein Partner davon? Woran hätte er wohl am meisten Freude? Wie geht es ihm oder ihr...und wie kann ich ihm oder ihr noch mehr geben! Ich weiß schon, daß hört sich fremd an für manche Ohren - besonders in dieser Zeit. Aber ich bin ganz gewiß, daß die Frage nach sich selbst und dem eigenen Glück nicht die Kraft hat, uns 25 Jahre oder gar noch länger zu verbinden. Wohl aber kriegen wir diese Kraft, wenn unser Herz zuerst nach dem anderen fragt. Und Segen gibt's obendrein dazu, von dem, dem wir uns alle unterordnen sollen: Jesus Christus. Ihr beide wißt das. Euch hat dieser gute Rat, einander untertan zu sein, 25 Jahre lang begleitet. Und ihr habt ihn in eurem gemeinsamen Leben auch wahr gemacht. Sonst könnten wir wohl heute nicht dieses Fest feiern. Aber kommen wir zu der anderen Empfehlung: Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles! Da, glaube ich nun, liegt der Grund dafür, daß ihr heute um eine Andacht zu eurer Silberhochzeit gebeten habt. Nicht immer gibt es das ja bei einem solchen Ehejubiläum! Ihr wolltet das. Weil ihr danken möchtet. Weil ihr so viele Geschenke in eurem gemeinsamen Leben von Gott erhalten habt, die euch nicht selbstverständlich waren und bis heute nicht sind. Welche Geschenke meine ich? Da ist zuerst die Liebe, die ja nicht nur am Anfang einer Ehe steht, die sich vielmehr in den Jahren entfaltet und uns immer reicher macht und einander immer tiefer zugetan. Und ich bin ganz sicher, daß Euch beiden diese gegenseitige Liebe das schönste Geschenk eures Lebens ist und das wichtigste...bei aller Freude an euren 3 Kindern! Aber das ist ja wirklich eine ganz große Gabe, wenn zwei Menschen über 25 Jahre zusammensein dürfen und die Liebe dabei nicht kleiner wird, sondern größer und inniger. Die Liebe des Anfangs ist ja keine Kunst, wenn ich so sagen darf! Da finden wir uns als Frau und Mann anziehend und attraktiv. Da führt uns die Natur selbst zusammen. Da haben wir oft gar nicht mehr Liebe und Leidenschaft in unserem Herzen - Liebe und Leidenschaft ergreifen vielmehr uns und unser Herz! Mit den Jahren aber muß etwas anderes wachsen: Eine andere, tiefere Art von Liebe. Sie kommt nicht von selbst. Sie nimmt nicht uns in die Hand. Diese Liebe müssen wir selbst entfalten und sehr zart behandeln! Sie ist ein ganz großer Schatz - ein Geschenk, ein Segen! Diese Liebe hat auch viel mit Verantwortung zu tun. Wenn einer diese Liebe hat, dann sagt und denkt er so: "Ich habe mich für diesen Menschen entschieden - ich will alles tun, was sein Glück vermehrt!" Diese Liebe bringt auch Treue hervor: "Ich habe zu diesem Menschen einmal Ja gesagt! Ich will ihn nie verlassen, nie ohne ihn sein!" Auch Geduld kommt aus dieser Liebe: "Ich möchte meinem Partner Zeit geben, daß er der werden kann, der er in Gottes Augen ist, daß wir so als ganze Menschen einander auch in der Ehe reich machen können!" Und noch viel mehr wächst aus dieser Liebe: Toleranz, Achtung, gegenseitige Hilfe, Kraft und Ermutigung, gemeinsames Tragen von Lasten, Vergebung... Das alles ist am Beginn einer Ehe niemals da. Das muß sich entwickeln, das braucht Zeit und unseren guten Willen - und das braucht vor allem Gottes Segen! Ich glaube, das sind Gedanken, die euch heute bewegen, liebe Eheleute B.! Und ich weiß, ihr habt diese Liebe erfahren und ihr möchten heute dafür danken! Wir wollen nun aber gar nicht davon schweigen, daß in eurem Leben auch schwere Stunden zu bestehen waren: Zeiten des Kummers, des Abschieds, der Krankheit, der Ernüchterung... Zeiten, in denen ihr lernen mußtet, daß auch schweres Geschick angenommen und bewältigt sein muß! - War da Gott nicht mit euch? Wir möchten hier vielleicht sagen: In solchen Zeiten ist Gott fern. Da hat er uns verlassen, um - hoffentlich! - bald zurückzukehren. - Ich denke hier anders und ihr, liebe B.s, sicher auch: Nein, Gottes Segen ist auch in den dunklen Lebenstälern mit uns! Da sogar ganz besonders! Es ist ja gar nicht das Wesen Gottes, daß er uns immer nur Schönes und Frohes beschert. Auch mit hartem Geschick kann Gott uns weiterführen und reicher machen! Auch in der Ehe, auch mit- und füreinander! Wer einmal die endlosen Stunden am Krankenbett eines Kindes durchwacht und durchbetet hat, der möchte hernach auch diese Stunden der tiefsten Ohnmacht nicht missen: Wo spüren wir sonst, wie schwach und arm wir aus uns selbst sind? Wo erleben wir sonst, wie angewiesen wir auf Gott bleiben, bei allem, was wir Menschen doch heute können? Wo erfahren wir aber auch sonst so deutlich, die Macht unseres Vertrauens, die Kraft von Gottes Hilfe und die Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit, wie sie nur gemeinsam durchlebtes Leid schaffen kann? Nein, wir wollen auch davon nicht schweigen! Es würde etwas fehlen, wenn wir nicht auch das in dieser Feier erwähnten und vor Gott bringen. Auch in den schweren Strecken der vergangenen 25 Jahre habt Ihr beide viel Segen erleben dürfen! Auch hierüber könnt und wollt Ihr heute danken! Liebe Eheleute B.! Gott schenke es euch, daß ihr noch lange miteinander unterwegs sein dürft. Er gebe euch auch weiter die Kraft, euch einander unterzuordnen und dem, der unser aller Herr ist, Jesus Christus. Er schenke euch die Freude daran, auch weiter zuerst nach dem zu fragen, was der andere braucht. Er erhalte in euch den Dank für alles, was er euch mit-, für- und aneinander schenkt. Sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus. Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi. AMEN