Predigt zur Konfirmation - Sonntag Jubilate (Dialogpredigt zu einem Bild! Zu halten von der Pfarrerin, dem Pfarrer (G) und einem jugendlichen Gemeindeglied (A) - Bild: Der blinde Bettler Bartimäus, Kees der Kort - Um das Bild zu sehen, zurück auf Archiv-Seite und auf das Icon zu "Konfirmationspr. 2" klicken!) G) Liebe Konfirmanden! Liebe Eltern, liebe Paten, liebe Gemeinde! Ein seltsames Bild, das wir da aufgehängt haben, nicht wahr? Ein blinder Bettler. Paßt das denn zur Konfirmation? - Hören wir uns die Geschichte dieses Bettlers an. A) Textlesung: Markus 10, 46 - 52 G) Ich finde, in dieser Geschichte ist viel, was an diesem Tag zu uns sprechen kann! Und das Bild verdeutlicht noch einmal wunderbar die Botschaft der Geschichte! Wie laut der Blinde doch schreit! A) Wer ist dieser blinde Bettler? Wir sollen diese Geschichte doch sicher auf uns beziehen. Sind die Konfirmanden solche Bettler? Sind wir das, die Gemeinde? G) Ich finde uns alle darin wieder. Aber die Konfirmanden - heute - in ganz besonderer Weise, A) Das müssen Sie aber erklären! G) Es kommt viel auf den Augenblick an, den das Bild darstellt. A) Wahrscheinlich hat der Blinde gerade gehört, daß Jesus vorbeigeht. G) So ist es: Jesus geht vorbei...gerade eben. Und Bartimäus zögert nicht; er tut den Mund weit auf und schreit: "Herr, hilf mir! Jesus, erbarme dich!" A) Was hat das mit uns zu tun? Mit den Konfirmanden? G) Ich denke, die Konfirmandenzeit ist auch der "Augenblick", in dem Jesus an uns vorbeigeht. Wenn wir es da versäumen, nach ihm zu rufen... A) Kann er nicht immer wieder kommen? Kann das nicht auch im späteren Leben sein? G) Gewiß, er kann! In den Konfirmandenjahren aber geht er vorbei, ganz gewiß! Wenn ich ihn da rufe, wird er mich hören! Ob er später noch einmal kommt? Wer kann es wissen? A) Was sollen wir denn rufen? Worum sollen wir Jesus bitten? - Wir sind doch nicht blind! G) Blind sind nicht nur Menschen, deren Augen nichts sehen. "Blind" ist manchmal auch unser Herz und unser Geist. A) Aber bei Bartimäus waren es doch die Augen! G) Der Maler des Bildes will uns wohl etwas anderes sagen. Achten wir auf die Augenbinde! Warum trägt ein Blinder eine Augenbinde? A) Um deutlich zu machen, daß er nichts sieht, denke ich. G) Daß sein Herz nicht sieht! Daß sein Geist verdunkelt ist! Blinde Augen muß ich nur geschlossen malen, das hätte genügt. A) Aber wofür ist der Bettler blind - in seinem Herzen? G) Für Jesus! Für seinen Herrn. Für seine Nachfolge... A) Und mit dieser Blindheit sind auch wir geschlagen? G) Ja, solange Jesus nicht vorbeikommt. Nur er kann uns davon heilen. A) Nun geht er ja aber vorbei in dieser Zeit. - Was sollen wir tun? G) Was Bartimäus auch tut: Schreien sollen wir, aus vollem Halse schreien! Jesus, hilf mir! Herr, erbarme dich! Mach' mich sehend! A) Das hört sich zwar seltsam an...ist doch aber wohl nicht so schwer! G) Im Gegenteil! Das ist sehr schwer! Hören wir nur hin, was sie zu Bartimäus sagen! A) Sie sagen: "Sei still, halt den Mund!" Sie wollen ihn zum Schweigen bringen! G) Ganz genau wie bei uns. Auch uns reden sie doch aus, nach Jesus zu rufen! A) Wie denn zum Beispiel? G) "Was, du glaubst noch an Gott?", fragen sie oder: "So, Sie beten noch?" Oder auch - das hat mir einmal ein früherer Schulkamerad gesagt: "Du arbeitest in der Kirche, das ist doch eine ganz brotlose Kunst!" A) Die Menschen, die so fragen und reden, werden ihre Erfahrungen gemacht haben. G) Gewiß! Das mag sein. Aber es geht hier und heute um etwas anderes, etwas - für uns - sehr, sehr wichtiges: Bei Bartimäus kommt Jesus vorbei, er kann ihn heilen, ihm helfen, ihm die Augen öffnen. Schlimm, wenn er diesen Augenblick nicht nutzt! - Jetzt muß er rufen! A) Wird denn jemand auch schon die Konfirmanden zum Schweigen bringen wollen? len? Sagt ihnen denn auch jemand: "Seid still, haltet den Mund?" G) Wenn es noch nicht begonnen hat, wird es bald anfangen: "Du bist doch konfirmiert! Du brauchst doch jetzt nicht mehr zur Kirche! Was, du hältst dich noch zur Gemeinde? So, in den Bibelkreis gehst du? Sag nur, du singst im Singkreis mit?" A) Und wenn sie dann rufen, wird Jesus ihnen helfen? G) Ich bin überzeugt davon. Er wird! A) Aber wie sieht das praktisch aus? Wie soll denn das gehen: "Nach Jesus rufen"? G) Vielleicht sagen wir im Gebet: "Herr, ich sehe noch nicht klar. Ich kann noch nicht glauben. Mein Vertrauen zu dir ist noch so schwach. Geh' mit mir und zeige mir deinen Weg!" A) Und dann wird Jesus hören? G) Er wird. Aber wir sollten nicht gleich aufgeben, wenn es ein wenig dauert. Auch Bartimäus mußte ein zweites Mal rufen! A) Und wie wird das sein, wenn Jesus uns die Binde von den Augen nimmt? Was werden wir sehen? G) Wir werden ihn sehen, Jesus, und den Weg, den er uns führen will, und die Mitmenschen... A) In der Geschichte heißt es: "Bartimäus folgte dem Herrn nach." Wie geht das denn heute? G) Bartimäus - wenn er jetzt sieht - wird auch seine Aufgaben erkennen, an den Menschen. Da sind viele in seiner Umgebung, die Hilfe brauchen, Trost, Zeit und ein gutes Wort. A) Das ist Nachfolge Jesu? Wenn ich den Menschen diene? G) Immer dienen wir ihm, indem wir nach den Menschen sehen. - Aber schauen wir uns das Bild an: Bartimäus trägt eine Augenbinde; er kann nur sich selbst "sehen", er schaut immer nur in sich hinein, sozusagen! A) Das liegt auch in diesem Bild? G) Ich verstehe es so. Jesus erst nimmt uns die Augenbinde ab, dann können wir von uns wegsehen - hin zu den Mitmenschen! A) Aber bevor wir dann an den Menschen Nachfolge üben, muß doch an und mit uns etwas geschehen. Wie ist das denn, wenn uns Jesus "die Augen öffnet"? G) Wir werden Vertrauen zu ihm fassen. Wir werden begreifen: Dieser Herr weiß den Weg für mich. Er ist stärker als alle Angst, als Sünde und Tod. A) Aber es wird schwer sein, dieses Vertrauen festzuhalten! So viele wollen es uns ja ausreden. Und dann, wenn man noch so jung ist wie die Konfirmanden... Da hatte es Bartimäus vielleicht leichter? G) Bartimäus wird auf dem Weg mit Jesus auch schlimme Erlebnisse gehabt haben. Sicher hat er oft später gedacht: Ob der wirklich so mächtig ist? Er hat diesen Herrn ja auch ins Leiden und ans Kreuz gehen sehen! A) Heißt das: Der Weg der Nachfolge muß auch für uns manchmal schwer und steil werden? G) Bestimmt! Aber es wird auch andere Erfahrungen geben: Ich dachte, das schaffst du nicht, ich bete: "Herr, laß mich nicht allein", und ich komme durch meine ganz schwere Zeit hindurch! A) Aber die Mitmenschen! Gerade mein Dienst an ihnen wird doch auch Enttäuschungen und Mißerfolge bringen. G) Sicher! Aber immer auch das andere: Sehr viel Freude, Erfüllung und Sinn! Vielleicht so: Ich bringe - um Jesu willen - ein Opfer an Zeit und Kraft für meinen Nachbarn und ich erbitte mir dazu die Hilfe Jesu und ich erlebe am Ende den Dank dieses Menschen und das Glück und den Glanz in seinen Augen. A) Gewiß. Das ist schön. - Aber liegt noch mehr in diesem Bild vom blinden Bettler? G) Ja...der Teller mit dem Geld! A) Was ist besonderes daran? Er hat seinen Lebensunterhalt erbettelt, das war wichtig für ihn! G) Eben nicht. Er wendet sich doch weg von diesem Teller, hebt den Kopf und schreit nach Jesus, nach dem wahren Lebensunterhalt! A) Will uns das auch etwas sagen? G) Ich denke schon. Unser "Teller" ist ja noch reicher gefüllt. Die Versuchung des Geldes und der Güter ist groß! A) Auch schon für die Konfirmanden? G) Auch schon...? Gerade für die Konfirmanden. An solch einem Tag mit all seinen Geschenken! A) Aber diese Freude wollen wir ihnen doch auch einmal gönnen! G) Sicher. Trotzdem liegt eine Versuchung darin! Leicht denkt man: Das Geld und die Sachen dieses Tages wären sie gewesen....die Konfirmation! A) Wie begegnet man denn dieser Versuchung? G) Am besten wie Bartimäus: Den Kopf wegdrehen von Geld und Sachen, ihn hinwenden zu Jesus und nach ihm rufen: Herr, hilf mir! A) Was wird dann geschehen? G) Er wird uns die Binde abnehmen und uns auch die Augen öffnen. Er wird uns zeigen, was viel wichtiger ist als Geld und all der Kram: Ihm nachzufolgen, in seiner Spur zu bleiben, mit seiner Kraft den Menschen zu dienen...vielleicht auch mit dem Geld und den Geschenken, die wir bekommen! A) Das ist sicher gar nicht so leicht. G) Es war auch für den Bettler Bartimäus nicht leicht, sich von seinem Teller und den Münzen darin zu lösen. Aber er hat begriffen: Dieser Jesus allein ist die Chance meines Lebens! Wenn ich nicht nach ihm rufe und er nicht zu mir kommt und mir die Augen auftut, dann ist es vielleicht auf ewig zu spät... Er allein kann mich sehend machen und heil! A) Wenn man das so sieht... Das ist wahrhaftig eine entscheidende Sache, nach Jesus zu rufen, wenn er in der Nähe ist. Ich weiß ja wirklich nicht, ob er noch einmal vorbeikommt. Es ist doch sehr viel in diesem Bild - für die Konfirmanden und uns alle! Die Dialogpredigt wurde gehalten von Annette Tröller und Pfr. Manfred Günther