Ansprache zur Silbernen Hochzeit - im Haus - zu Ps. 27,1 Liebe Eheleute G., liebe Gäste! Was ist das für ein schöner Vers, den Ihr vor 25 Jahren in unserer Kirche mit auf den gemeinsamen Weg bekommen habt! Das war - und ist - Euer Trauspruch, ein Wort aus den Psalmen: Genaugenommen ist das ein Versprechen Gottes. Ursprünglich an alle Menschen. Mit Eurer Trauung vor 25 Jahren, liebe G.s, ist das eine Verheißung an Euch persönlich geworden. Ein "doppeltes gutes Versprechen" sozusagen. - Hat es sich erfüllt? Fangen wir beim zweiten an: Der HERR ist meines Lebens Kraft. Ich mußte daran denken, daß Euch ja wirklich viel auferlegt war und ist. Ich muß da nicht deutlicher werden. Wir wissen es ja alle. Ich bin auch sicher, daß ich nicht allein stehe, wenn ich sage: Manche von uns haben sich schon gewundert, wie man ein solches - doch sehr schweres - Geschick tragen kann, ohne daß einem der Gram und die Bitterkeit im Gesicht zu lesen ist. Denn das ist doch wirklich so: Ihr beiden könnt lachen. Ihr beiden strahlt viel Freude aus, Gelassenheit und Ihr seid sehr weit davon entfernt, Euch für irgendetwas in Eurem Leben von anderen bedauern zu lassen. Nein, ihr habt das angenommen, was Euer Schicksal ist. Und heute sage ich: Ihr habt das annehmen können - denn ich bin überzeugt, die Kraft dazu habt Ihr nicht aus euch selbst bekommen. Und noch mehr: Diese Kraft kann man nicht aus sich selbst schöpfen! Einer, der da auf sich allein angewiesen wäre, der könnte nur verzweifeln. Nein: Der HERR ist meines Lebens Kraft. Und ein zweites kann man an Euch über diese Kraft Gottes lernen: Man kriegt sie niemals auf Vorrat! Gott schenkt sie uns vielmehr immer dann, wenn wir sie brauchen. Mir geht dabei durch den Kopf, was ich in den 18 Jahren, seit wir uns kennen, an Euch erfahren habe. Es war ja nicht so, daß Ihr immer stark und mutig alles habt angehen und bestehen können, was nur auf Euch zukam. Nein, wir wollen da ganz ehrlich sein, und ich darf das sicher einmal aussprechen: An einigen Stationen Eurer Lebensreise, die ich mit Euch erleben konnte, wart Ihr sehr tief unten. Große Angst hat sich breitgemacht, Zweifel wollten Euch niederdrücken, manchmal schien es, als müßtet Ihr gar verzweifeln: "Wie soll das weitergehen? Kann das noch gut werden?" Aber - so können wir heute sagen, wenn wir zurückblicken - es ging immer weiter. Und nicht nur so, daß Ihr es gerade noch ertragen konntet, sondern daß es gut war, viel besser als gedacht, ja oft so, wie ihr es nicht einmal erträumt hättet. Der HERR ist meines Lebens Kraft. Aber - wie gesagt: Die Kraft gibt's nicht heute schon für morgen. Jeden Tag neu will sie erbeten, geglaubt und empfangen sein. Und das wird schon seinen guten Sinn haben! Wie wäre denn das, wenn wir schon am Anfang des Lebens alle Kraft und Hilfe Gottes im Voraus empfingen? - So - durch die tägliche Ration an Kraft - hält uns der Vater im Himmel an seiner Hand und in seiner Nähe. Und da will er uns haben. Aber wenn wir das einmal wissen, dann können wir uns auch darauf verlassen: Gott wird uns auch morgen die Hilfe und den Beistand schenken, den wir nötig haben. Der HERR ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen? Aber kommen wir zu der anderen Verheißung: Der HERR ist mein Licht und mein Heil. Da, so glaube ich, liegt der Grund dafür, daß Ihr heute um eine Andacht zu Eurer Silberhochzeit gebeten habt. Nicht immer gibt es das ja bei einem solchen Ehejubiläum! Ihr wolltet das. Weil Ihr eben in Eurem Leben dies erkannt habt: Das Licht, die Mitte, der Halt und das Heil eines Lebens liegt nicht in irgendwelchen äußerlichen Dingen. Es macht das Leben nicht aus, ob wir dies oder jenes haben, ob wir ein Haus besitzen oder ob wir in unserer Familie alle gesund sind. Und erfüllt und glücklich ist ein Leben, in dem das alles gegeben ist, noch lange nicht. Es ist schön, wenn wir reiche irdische Gaben aus Gottes Hand nehmen dürfen. Es ist schön und dankenswert, wenn wir gesund sind und alles immer glatt geht für uns und unsere Lieben. Das Licht eines Lebens und das Heil und die Fülle - die sind etwas anderes und die haben mit dem, was wir sehen und vorzeigen können, nur wenig zu tun. Manchmal meine ich sogar, daß es umgekehrt wäre: Die, bei denen äußerlich alles zum Besten steht, sind ja gar nicht die glücklichsten Menschen! Die zufriedensten und dankbarsten sind sie schon gar nicht. Der HERR ist mein Licht und mein Heil. Es scheint, als müßte man zuerst das wissen, um wirklich glücklich zu werden: Daß Gott das Licht unseres Lebens ist, daß er die Mitte, der Halt, das Ziel und unser Heil bedeutet. Und es ist schon erstaunlich: Wenn man das weiß, dann wird man zufrieden und dann kann man danken - und eben selbst und gerade dann, wenn ein Leben auch schwere Zeiten hat und auch dunkle Erfahrungen bringt. Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Liebe Eheleute G.! Liebe I., lieber H.! Wir sind durch manche gemeinsame Erfahrung, durch den Ehepaarkreis und die vielen Freizeiten, die wir schon zusammen hatten ja recht vertraut miteinander. Darum wollte ich gern meine Wünsche zu diesem Tag ganz persönlich fassen: Ich wünsche Euch auch weiter die Kraft, die von Gott herkommt. Darum wünsche ich Euch, daß Ihr niemals meint, Ihr müßtet Euch auf die eigenen Kräfte verlassen. Vielmehr sollt Ihr das immer wissen und beherzigen: Der HERR ist meines Lebens Kraft. Ich wünsche Euch, daß Ihr in Eurem Leben - bei allem, was noch kommen mag und wo Ihr noch hindurch müßt - nie daran irre werdet, wer allein die Mitte, der Sinn und das Ziel unseres Lebens ist. Ihr sollt das festhalten, glauben und darauf vertrauen können: Der HERR ist mein Licht und mein Heil. Weil damit alles, wirklich alles gewünscht ist, was man für ein Leben, auch ein gemeinsames Leben überhaupt nur nötig hat, will ich hier schließen. Ich bin ganz sicher, Gott wird Euch zu diesen beiden wirklich großen Geschenken noch manches hinzufügen, worüber Ihr Euch miteinander freuen könnt. Doch, eins will ich noch wünschen: Gott erhalte euch den Dank für alles, was er euch schenkt. Ein Vater freut sich an dankbaren Kindern! Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der HERR ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?