Predigt zur Konfirmation zum Bild einer "geöffneten Tür" und Lk. 24, 13 - 34 Eine Dialogpredigt - vom Pfarrer, der Pfarrerin (G) mit einem jungen Gemeindeglied (A) zu halten G: Liebe Gemeinde! Das Bild mit der geöffneten Tür hat es mir in diesem Jahr angetan. Ich finde, das paßt wunderbar zur Konfirmation und zur Zeit, die jetzt für die jungen Leute beginnt. A: Wahrscheinlich denken Sie dabei doch sicher an die Kirchentür, durch die unsere Konfirmanden auch nach der Konfirmation hoffentlich noch manchmal sonntags in die Kirche treten. G: Das hoffe ich zwar wirklich, aber diese Tür, so wie ich sie verstehe, führt ins Leben hinaus. A: In welches Leben? In ein christliches Leben? G: Auch hier sage ich: hoffentlich. Aber ich meine das Leben, das nach Gottes Willen vor diesen jungen Menschen liegt. Viel Neues fängt ja jetzt an. Lang ersehnte Freiheit, selbständiges Handeln... A: ...Gefahren! Und auch vieles, was Angst macht! G: Ja, auch das. Aber ich wollte zuerst einmal das Schöne sehen, die Freude, die Chancen... A: In der Schule geht es in die letzten Klassen...und bald auf den Beruf zu. Und dann sucht man ja auch einen Menschen, mit dem man sein Leben verbringen möchte. G: Schneller als man denkt geht das! - Aber schon sehr rasch ändert sich das Leben - von heute an, das ist bei uns auf dem Dorf ja so... A: Sie meinen, daß man abends länger wegdarf zur Disko oder auf eine Fète? G: Ja, diese ganze neue Freiheit, die für die jungen Leute jetzt beginnt... A: Sie sind nicht so sehr dafür? G: Für die Freiheit? Aber sehr! Und ich kann mich richtig mit den Jugendlichen darüber freuen, daß sie jetzt ihr eigenes Leben haben, Verantwortung übernehmen dürfen, die bunten Seiten des Lebens und der Welt kennenlernen können. Und ich wünsche ihnen von Herzen alles Schöne und Gute...aber... A: Aber? - Jetzt kommt also doch die andere Seite? Die Gefahren, die Widerstände, die Ängste und Enttäuschungen? G: Es gibt sie nunmal! Jede Mutter und jeder Vater hier weiß, was ich meine. A: Sie müssen mehr Vertrauen zu den jungen Menschen haben. Die machen schon ihren Weg. G: Manches können wir aber nicht "machen". Darum genau geht es. Und um den "Weg" von heute an geht es auch und was unterwegs alles passieren kann. A: Aber davor können Sie die Jugendlichen doch nicht schützen. Und die Eltern auch nicht. Es kommt doch, wie es kommen soll. G: Wie Gott es will, würde ich sagen...aber das andere stimmt: Wir können sie nicht schützen... A: Wer denn dann? - Etwa der Segen, den sie nachher über diesen Konfirmanden sprechen oder das Kreuz, das Sie ihnen nachher mitgeben? G: Weder das eine noch das andere. Aber er hat mit beidem zu tun, der sie schützen kann. A: Er? - Sie meinen Gott? G: Ja, den meine ich! Ein "Segen" ist ja zunächst nur ein Wort. Und ein Konfirmandenkreuz... A: ...nur ein toter Gegenstand! - Aber wie wird Gott denn zum Schutz und zum Begleiter auf dem Weg, der jetzt hinter der offenen Tür beginnt? G: In Jesus Christus, dem lebendigen Herrn seiner Leute! Das ist wie bei dieser Geschichte von vorhin. A: Die Sache mit den Jüngern unterwegs nach Emmaus? Aber die wußten doch gar nicht, daß es Jesus war, der an ihrer Seite ging. G: Wissen wir das immer? Ich habe schon manchmal in meinem Leben gedacht, er ist nicht bei mir, jetzt nicht...und hinterher: Da wußte ich es ganz sicher! A: Das sind aber jetzt sehr persönliche Erfahrungen. Was sollen die Konfirmanden damit anfangen? G: Ich wollte nur sagen, Jesus ist auch bei uns, wenn wir ihn nicht sehen, nicht hören, ja, es vielleicht gar nicht für möglich halten, daß er da ist, weil wir doch auch so lange nicht mehr an ihn gedacht haben... A: Auch wenn wir uns von ihm abgekehrt haben und wenn wir Zweifel haben, auch dann? G: Auch dann. Und das ist wichtig. Und das muß gesagt werden. Er hat auch bei den Emmaus-Jüngern nicht gefragt, ob sie eigentlich für möglich halten, daß er es ist. Sie waren auch keine irgendwie vorzüglichen Leute. A: Eigentlich... Im Gegenteil! Sie hatten ihn ja für tot gehalten. Und das, obwohl die Propheten doch geweissagt hatten, daß dieser Christus auferstehen würde. G: Auch die Frauen am Ostermorgen hatten es ihnen bezeugt. Trotzdem hatten sie nicht geglaubt. A: Nein, besonders tolle Leute sind sie nicht, daß Jesus gerade mit ihnen geht. G: Halten wir das fest! Wer von uns ist schon würdig? - Aber er begleitet uns doch! A: Aber das kann doch nicht alles sein, worauf es bei dieser Geschichte ankommt. G: Allerdings nicht, aber es ist schon sehr wichtig und ich wünschte, daß es unsere jungen Leute nie vergessen (und die anderen auch nicht!): Jesus geht unseren Lebensweg mit, wer immer wir sind und wenn wir es ganz und gar nicht glauben können, auch wenn wir ihn nicht sehen und nicht erkennen. A: Und worauf kommt es denn in dieser Geschichte sonst noch an? G: Es ist ganz am Ende... A: Als sie in Emmaus ankommen? - Die Szene, als sie sich zu Tisch setzen? G: Kurz davor. Die Worte, die gesprochen werden, sind wichtig: "Herr, bleibe bei uns, denn es will Abend werden..." A: Aber das sind doch keine besonderen Worte? G: Es sind die alles entscheidenden Worte. Hätten sie nicht so gesprochen, Jesus wäre ja weitergegangen. Nur weil sie ihn bitten, bleibt er bei ihnen. A: Sollen wir auch so sprechen? Gilt das auch für uns? G: So oder so ähnlich. Auf jeden Fall: Bitten müssen wir ihn! Er will gebeten sein. Er drängt sich nicht auf, niemals tut er das. A: Also ist die Bedingung, daß wir ihn im Gebet anrufen, damit er uns auf unserem Weg begleitet? G: In dieser Geschichte ist es anders! Er ist ja schon bei den Jüngern - nur erkennen sie ihn noch nicht. A: Und als sie ihn bitten... G: Da begreifen sie, daß er es ist. - Jetzt ist die Szene bei Tisch dran. A: Und sie meinen, so ist das auch in unserem Leben? G: Genau so. Er geht neben uns, begleitet uns, ist ganz nah, verläßt uns nie, aber wenn wir die Hände falten und zu ihm beten und ihm unser Leben anvertrauen und ihn um seine Begleitung bitten... A: ...dann erkennen wir auch, daß er es war, der schon neben uns ging? Dann lassen wir Gott wirklich in unser Leben ein? G: Genau das, aber noch mehr: Dann werden wir auch still und getrost. Dann kriegen wir Kraft. Dann wissen wir, es kann uns nichts geschehen. So ging's den Jüngern auch schon...in Emmaus. A: Und das sollen die Konfirmanden von heute mitnehmen? Ist das genug? Trägt das - ein Leben lang? G: Mehr als diese Zusage: Ich bin immer bei euch, wenn ihr mich nur bittet...; mehr als diese Zusage kann man nicht verlangen, meine ich. Damit kann man leben. A: Und durch die offene Tür hinaustreten ins Freie... G: ...in die Freiheit, in ein Leben voll Verantwortung und voller Möglichkeiten und hoffentlich auch voll Freude! A: Aber vergißt man das nicht sehr leicht im Flug der Zeiten? G: Darum schenken wir den jungen Menschen ja heute auch ein Kreuz als Hilfe für die Erinnerung. Es ist ein besonderes Kreuz - wie jedes Jahr. A: Besonders...schön? G: Mit einer besonderen Aufschrift: "Herr, bleib bei uns!" Ein Kreuz für die Wand...dort, wo das Auge täglich darauf fällt. A: Daß sie es nur nie vergessen, ihn zu bitten? Und ihren Lebensweg auch wirklich mit ihm gehen? G: Und daß sie immer wissen: Er, auf dessen Namen ich getauft und konfirmiert bin, ist immer bei mir. Er tritt heute mit mir durch die geöffnete Tür hinaus ins Leben. Es wird keine Stunde geben, in der ich allein bin. Keinen Weg, den ich ohne ihn gehen muß. Er ist ganz nah. So nah wie ein Gebet. A: Wenn dieses Kreuz den jungen Leuten dazu hilft, dann ist es wirklich sehr viel, was sie von heute mitnehmen. So kann man getrost durch die offene Tür treten...ins Leben, in die Freiheit...