Ansprache zur Goldenen Hochzeit - im Haus Ps. 121,1f Liebes Goldenes Brautpaar, liebe Familie S.! Im Trauungsbuch unserer Kirchengemeinde stehen sie beide auf Seite 282. Getraut durch Pfr. W. am ..............., um .... Uhr nachmittags - so ist es dort vermerkt! Der Mann steht da noch zuerst, dann folgt die Frau: Emil S., .............. (Beruf), steht da und Erna V., ohne Beruf. Als Trauspruch wurden ihnen damals zwei Verse aus dem 121. Psalm mit auf den Weg gegeben: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Liebe Frau S., lieber Herr S.! Über ihre Lebensgeschichte wollen wir hier nichts sagen. Es sind jetzt ja nur ihre Lieben dabei, die wissen eh, was sie so alles erlebt haben. Sprechen wir darum von diesem großen, schönen Anlaß dieses Tages und was uns dabei bewegt: Wenn man es ihnen jetzt auch nicht so ansieht, aber was haben sie beide doch diesem Tag entgegengefiebert und -gebangt: Ob ihre Gesundheit dann gerade gut ist. Ob aus ihrer Familie auch alle kommen können. Ob sie an alles gedacht und nichts vergessen haben. Ob die Art, wie sie ihre Feier halten, denn auch angemessen ist. Gewiß beschäftigt sie dieser Tag schon seit Monaten. Immer wieder sind sie alles durchgegangen...die Feier jetzt im kleinen Kreis, der Empfang der Vereine nachher, das ganze Drumherum und woran man, wenn man im Dorf lebt, so alles denken muß... Ob wohl alles klappt heute? Und ob es schön wird? Das ist nicht nur bei ihnen so gewesen, liebe Eheleute S.. Sicher alle Goldenen Hochzeiter vor ihnen haben das durchgemacht! Das gehört wohl einfach dazu. Und überdies hat es wohl seinen guten Sinn, daß es so ist! Und das gleich in doppelter Weise! Einmal zeigt uns die Aufregung und Spannung vorher, was das doch auch ist: Goldene Hochzeit feiern dürfen! 50 Jahre miteinander geschenkt bekommen. Über 5 Jahrzehnte gemeinsames Leben durch so viele schöne und schwere Jahre... Nein, das ist keine Kleinigkeit! Müssen wir nicht heute oft denken - bei der grünen Hochzeit - ob das auch nur eine Weile überdauert? Ob zwei junge Leute, die sich vor dem Altar einander versprechen, die Kraft und vor allem die Treue haben werden, auch nur ein paar Jahre beieinander zu bleiben? Und dann: Miteinander alt zu werden, wirklich die Stütze des anderen sein, wirklich in Freud und Leid und später dann auch in Krankheit und Schwäche nicht von seiner Seite zu gehen, das ist noch einmal etwas anderes! Aber dann müssen wir heute auch dankbar erkennen, wie gefährdet doch auch schon ein so langes Leben für sich genommen ist und wie groß daher das Geschenk: Persönlich bewahrt und beschützt von Gott - 5 Jahrzehnte lang. In so vielen gefährlichen Augenblicken haben sie Gottes Hand erfahren, die er schützend über sie gehalten hat. Und oft haben sie es gespürt und gewußt: Aus eigener Kraft kommen wir da nicht durch! Da brauchen wir Gottes Hilfe! Und sie haben diese Hilfe erfahren. Es war so, wie es in ihrem Trauspruch heißt: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Mal ganz deutlich: Gewiß einige Male in ihrem Leben hätten sie nicht geglaubt, daß sie diesen Tag heute erleben würden. Darum noch einmal: Es ist wirklich eine große Gabe, dieses Fest heute. Es sind in unseren Dörfern nicht sehr viele, die es feiern können! - Darum kann man die Spannung und die bange, aufgeregte Erwartung vorher sicher verstehen. Aber nicht nur, wenn wir die äußeren Gefährdungen des Lebens betrachten, gilt dieses Wort: Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Wir bringen ja auch aus uns selbst nichts Gutes, nichts Dauerhaftes und Beständiges hervor, schon gar keine Liebe und Treue, die über 50 Jahre hält. Ich bin ganz sicher, daß sie das auch so sehen: Es ist Gottes Hilfe, wenn wir uns zugeneigt bleiben über so viele Jahre. Es ist Gottes Hilfe, wenn wir die Liebe durchhalten, die auf den Partner Rücksicht nimmt und ihn und sein Glück höher achten kann als das eigene. Es ist Gottes Hilfe, wenn wir beieinander aushalten, wenn die Tage, die Wochen oder gar die Jahre kommen, in denen die Krankheit nach uns greift, uns Schwäche und Pflegebedürftigkeit bringt. Und es ist schließlich Gottes Hilfe, wenn er uns dann in unseren alten Tagen noch die Kraft gibt, für die Beschwerden des anderen da zu sein, und mit ihm zusammen die Lasten seines Lebens zu tragen. Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Das gilt schließlich nicht nur für Eheleute, die miteinander alt werden durften. Das gilt für alle Menschen, gleich in welchem Stand sie leben und in welche Beziehungen sie von Gott gestellt sind. Es ist Gottes Hilfe, wenn wir im Wohlstand geboren wurden und so lange Frieden haben durften. Es ist Gottes Hilfe, wenn wir Arbeit haben, Menschen, die uns lieben, Kinder, Enkel und was sonst noch die Gaben unseres persönlichen Lebens sind. Es ist alles Gottes Hilfe und nichts, wirklich nichts verdanken wir uns selbst, unserer Leistung und Mühe. So ist dieses wunderbare Wort, das vor einem halben Jahrhundert ihr Trauspruch geworden ist, gewiß für uns alle ein Vers zum Beherzigen: Menschen, die wissen, daß alle Hilfe von Gott kommt, die leben anders als jene, die alle Liebe, alle Gaben, alle Güter und allen Wohlstand ihrer eigenen Leistung zuschreiben. Und solche Menschen sind dankbar und sie wollen, ja sie müssen den Dank, den sie in ihrem Herzen empfinden, vor Gott bringen. Liebe Eheleute S., nicht zuletzt ist es dieser Dank, der sie heute bewegt und veranlaßt hat, um diese Andacht zu bitten. Sie haben so viel Gutes mit der Hilfe Gottes erfahren - sie wollen das heute auch aussprechen, ihren Dank abstatten für alle Führung, Bewahrung und allen Beistand in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Ich könnte mir denken, daß wir anderen ihnen heute kein größeres Geschenk machen könnten als dies: Mit ihnen einstimmen in diesen Dank! Daß wir, die ihnen verwandtschaftlich verbunden sind, Gott auch für die Treue danken, die er ihnen erwiesen hat. Daß wir uns mit ihnen freuen, aber auch unser eigenes Leben betrachten und Gott über aller Hilfe und aller Fürsorge loben und preisen, die er uns schon getan hat und noch täglich tut. Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom HERRN, der Himmel und Erde gemacht hat. Diese Verse sind auf wunderbare Weise wahr geworden bei ihnen. Und sie werden täglich neu wahr an ihnen und uns allen. Wir wollen dankbar sein.