Predigt zum Jubiläum der Feuerwehr Wir lassen uns einstimmen durch Worte aus dem 1. Korintherbrief: Textlesung: 1. Kor. 12, 4 - 11 Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller; dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er will. Liebe Mitglieder der Jubiläumswehr, liebe Gäste, liebe Gemeinde! Es mag sein, diese Ansprache wird von manchen Zuhörern heute als anstößig empfunden. Ich habe nämlich vor, den Christenstand, dem wir alle angehören, mit der Mitgliedschaft bei der Feuerwehr zu vergleichen. "Was hat unser Christsein mit der Feuerwehr zu tun?", werden einige fragen. Eine Menge, glaube ich. Ich möchte das jetzt an ein paar Beispielen zeigen: "Der Christ ist immer im Dienst", sagen wir und meinen: Es gibt für die Leute Jesu keine Zeit, in der sie ihr Christentum sozusagen nicht dabeihätten! Sie können doch nicht sagen: Hier an der Arbeit oder an der Theke oder in meiner Freizeit gilt das Gebot der Nächstenliebe nicht! Und sie werden ja auch immer von anderen gesehen, wie sie sich verhalten: "Der will doch Christ sein! Mal schauen, wie der damit umgeht, daß sie seinem Kollegen Unrecht tun?" Oder am Stammtisch: "Der Witz eben ging aber ganz schön gegen Religion und Kirche - ob der Otto das so einfach hinnimmt, wo der doch so viel in den Gottesdienst geht!" - Und genauso gibt es keinen Raum, in dem wir nicht auch Christen wären - wenn wir Christen sein wollen! Wenn wir getauft sind und den Namen Jesu tragen, dann liegt der auch immer auf uns: Im Betrieb genauso wie im Festzelt, in den Stunden zu zwein mit unserem Ehepartner oder unterwegs bei der Fahrt mit der Bahn... Den "Christen" kann ich nicht abstreifen wie einen Dienstanzug; ich kann ihn nicht verstecken wie eine peinliche Krankheit und nicht an der Garderobe abgeben wie einen Hut. Christ ist Christ und er bleibt es - immer und überall. Und so ist es auch bei der Feuerwehr: Wenn die Sirene geht, müssen sie so rasch als möglich an den Einsatzort. Dort wird jede Hand gebraucht. Dort wird erwartet, daß sie löschen, retten, bergen und helfen... Jeder im Ort weiß ja auch: Sie gehören zur Wehr! Sie haben eine besondere Ausbildung; sie sind für den Brandfall geschult, sind trainiert an Schlauch und Gerät. Sie können nicht sagen, wenn die Sirene mitten in der Nacht ertönt: "Ich brauche meinen Schlaf, mögen doch die anderen... Sie sind bei der Feuerwehr! Sie haben einen Auftrag und eine Verantwortung! Von ihnen wird Hilfe erwartet und der Dienst am Mitmenschen in Not und Gefahr. Ganz gleich, ob die Zeit gereicht hat, noch die Uniform anzuziehen. - Und ihr Auftrag bindet sie auch überall! Da mögen sie irgendwo gerade ihren Urlaub machen - wenn ein Brand ausbricht, werden sie sich zur Verfügung stellen: Bei der Feuerwehr sein, ist etwas hier drinnen im Herzen...das begleitet uns immer! Wie unser Christenname! Schauen wir jetzt, wie man das wird: Christ oder Mitglied bei der Wehr. In den Christenstand treten wir durch unsere Konfirmation: "Ja, ich will zur Gemeinde dieses Herrn Jesus gehören!", haben wir versprochen. Gewiß, oft üben auch der Brauch und die Tradition im Dorf einen starken Zwang aus: "Du wirst dich doch wohl konfirmieren lassen! Deine Alterskameraden gehen doch auch alle!" Aber sicher wird doch dann auch der eigene Entschluß hinzukommen: "Ich will auch etwas über diesen Jesus Christus erfahren und von seiner Art zu leben!" Allerdings: Wie es auch immer sein mag, mein Ja wird mich binden! Ob ich nur dem Brauch im Ort folge, ob ich von selbst nie den Weg zu diesem Herrn gefunden hätte...es ist gleich! Ich habe es versprochen: Ja, ich will ein Christ sein! Sehen sie, wie ähnlich das beim Eintritt in die Feuerwehr zugeht? Ja, ich will bei euch mitmachen!, haben sie einmal gesagt. Dann wird nach der entsprechenden Schulung von ihnen erwartet, daß sie beim Einsatz ihre Frau und ihren Mann stehen und sich nicht drücken. Genauso selbstverständlich ist ihre Teilnahme bei den Wehrübungen, und da kann man gerade bei einer kleinen Mannschaft keinen einzigen entbehren! Sie haben Ja gesagt und sind gebunden. Gleichgültig ist dabei, ob sie einmal nur der Sitte oder dem Herkommen gehorcht haben: "Schon Großvater war doch bei der Wehr, da wirst du doch nicht aus der Art schlagen!" Einerlei auch, ob es nur eine Laune oder ein unbedachter Entschluß war. Wenn du mitübst und deinen Platz in der Mannschaft einnimmst, dann wirst du gebraucht, dann bist du drin in der Kameradschaft...man kann auf dich nicht verzichten! Wirklich: Es ist genauso, als Christ und bei der Wehr; wenn ich erst Ja gesagt habe, bin ich gebunden und Teil einer Gemeinschaft, die auf mich zählt. Und schließlich bin ich Christ oder bei der Feuerwehr nicht um Lohnes wegen! Das wäre eine seltsame Christlichkeit, die nach Verdiensten schielt. Wer Gottes Güte verstanden hat, wer zum Christenglauben gefunden hat, der weiß: Ihm ist um Christi willen die Schuld vergeben und das Leben geschenkt, das hinter der Todesschwelle ewig weitergeht. Dieses Leben ist schon unser; Gottes Liebe gehört uns schon. Wir können nichts verdienen. Wir können nur danken, und wir tun das mit unserem Leben für Gott und die Mitmenschen. Ich wage es, auch das zu übertragen: Für was, um welchen Lohnes wegen setzen sich die Männer und Frauen der Feuerwehr ein? Ist ihr Dienst nicht ein Ehrenamt? Wer wird nach Entschädigung fragen, wenn er "Gott zur Ehr und dem Nächsten zur Wehr" hilft und schützt? Und ist nicht eigentlich auch hier der Dank von Menschen im Spiel, wenn sie anderen mit ihrer Hilfe und ihrer Kraft dienen? Wir dürfen es sicher so sehen: Ich bin gesund, ich bin vor Gefahr bewahrt, ich habe starke Arme, mir wurde schon oft Beistand der Menschen zuteil und Gott hat mir manchesmal geholfen... Soll ich da nicht dankbar sein und mich gern und freiwillig für den Dienst in der Wehr zur Verfügung stellen? Doch, es gibt schon manchen Bezug zwischen dem Christenstand und der Feuerwehr! Wir könnten sicher noch einige Beispiele hinzufügen. Wir wollen aber auch nicht verschweigen, daß wir gemeinsam mit ähnlichen Sorgen und Problemen zu tun haben: Der Mangel an Menschen in dieser Zeit, die sich für Aufgaben engagieren, die sie auf längere Zeit binden und fordern. Die fehlende Bereitschaft von Menschen, sich persönlich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Die ablehnende Haltung heute allem gegenüber, was materiell "nichts bringt", was nicht nach seinem Gewinn berechnet, bewertet und konsumiert werden kann. Oft schlägt sich das in Nachwuchssorgen nieder. Gerade junge Leute fragen heute sehr genau, wie die Kosten-Nutzen-Rechnung bei einer Sache aussieht, bei der sie mitmachen sollen. (Woher sie das haben, soll hier nicht erörtert werden, aber es zeigt sich hier ein Zeitproblem, das uns als Christen und als Feuerwehrleuten gleichermaßen zu schaffen macht.) Ich glaube fest, daß dieser Befund nicht das letzte ist, was wir feststellen müssen! Es gibt Hoffnungszeichen, in der christlichen Gemeinde und in der Feuerwehr genauso! Junge Leute, die sich um Gottes Lohn in der Kindergottesdienstarbeit abmühen. Kirchenvorsteher, die einen guten Teil ihrer Freizeit für den Aufbau der Kirche opfern. Gemeindeglieder, die im Hintergrund des Alltäglichen Besuche machen und Hilfsdienste anbieten. Und auch in der Wehr ist nicht alles grau: Jungen und Mädchen pfeifen auf den Zeitgeist und machen bei der Jugendfeuerwehr mit. Frauen und Männer planen und organisieren Übungen und Begegnungen der Wehren in Gemeinde und Kreis und hängen viele Stunden dran! Und auch hier gibt es die vielen Helfer und Förderer, die fernab von der Öffentlichkeit ihren Beitrag in Rat und Tat erbringen. Es wird an unserer Arbeit liegen, an unserer Treue und unserer Einsatzfreude, ob wir noch immer mehr Menschen dafür begeistern können, bei uns mitzutun: Bei den Christen und bei der Feuerwehr. Ich bin fest davon überzeugt, der selbstlose Einsatz für die gute Sache, dient immer auch uns selbst! Ich habe erfahren und weiß, daß auch sie das erfahren haben: Die tatkräftige Hilfe für den Mitmenschen, der Beistand in Not und Gefahr, der nicht nach Lohn fragt, ist eine wunderbare Aufgabe: Sie gibt uns eine Ahnung davon, wie Gott wohl das Miteinander unter den Menschen, die Gemeinschaft unter den Christen gemeint hat. Ich wünsche uns allen Gottes Segen bei der Arbeit an unserer Sache. Wir haben gesehen, wie ähnlich unser Dienst als Christen und bei der Feuerwehr ist. Ich habe verglichen: Den Christenstand und die Arbeit in der Wehr. Wie gesagt: Vielleicht schien manchem das anstößig. Ich möchte uns wünschen, daß von heute wirklich ein "An-stoß" ausgeht: Mit neuer Freude, neuem Mut und neuer Begeisterung den Dienst zu tun, der uns aufgetragen ist: Als Christen und in der Feuerwehr. AMEN