Predigt zum „Ostermontag“ - 28.3.2016 (Anmerkung: Die Predigerin, der Prediger sollte auch in diesem Ostermontags-Gottesdienst die Ge- meinde noch einmal mit dem Osterruf begrüßen: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig aufer- standen. Halleluja!) Liebe Gemeinde an Ostern! Wir wollen uns einstimmen lassen auf diese Predigt durch Worte des Paulus aus dem 1. Korintherbrief: Textlesung: 1.Kor. 15, 12 - 20 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige un- ter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten? Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich. Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir ge- gen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die To- ten nicht auferstehen. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden. Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden; so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren. Hoffen wir allein in diesem Leben auf Chris- tus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. Liebe Gemeinde, wie ist das nun mit der Auferstehung? Können wir sie glauben oder nicht? Hat sie damals stattgefun- den? Ist sie auch das Ziel unseres Lebens? Hat dieser Text, den wir eben gehört haben, unsere Gedan- ken dazu irgendwie verändert und geklärt? Lange Zeit und mancherorts noch heute haben die Verkündiger des Evangeliums gemeint: Wir müssen nur das Wort Gottes sagen, vor die Ohren der Menschen bringen, dann wird es auch wirken, verstanden werden, Herzen und Leben verändern. Das ging und geht in manchen christlichen Kirchen und Ge- meinden so weit, dass auf alle Bilder, allen Blumenschmuck am Altar, alles, was Auge und Ohren ab- lenken könnte, verzichtet wird. Das Pult mit der Bibel darauf steht in der Mitte des Kirchenraums. Dort wird das wichtigste am Gottesdienst überhaupt gelesen: Das Wort Gottes! Der Glaube, die Beziehung zu Gott und den Menschen geht nach Meinung dieser „Wort-Gottes-Verkündiger“ über den Kopf - nicht durch das Herz oder wie man heute sagt: durch den Bauch - also das Gefühl. Dass ich anderer Meinung bin, haben Sie jetzt schon gespürt. Aber der Reihe nach: Wie war das vor- hin? „Der Herr ist auferstanden...“, habe ich Ihnen zu Beginn des Gottesdienstes zugerufen. Das war das reine Wort Gottes. Das ging nur in den Kopf. Wie ist es Ihnen damit gegangen? Ich glaube, das hat Sie nicht sehr berührt. Das war halt so ein Satz. Ein richtiger Satz, gewiss, aber Ihr Herz bewegt hat er nicht. Das ist auch nicht besser geworden, nachdem ich es noch ein zweites Mal bekräftigt habe: „Er ist wahrhaftig auferstanden...“. Selbst das Halleluja am Ende konnte Ihnen das nicht glaubhafter oder Sie gar froher machen. - Ist es nicht so? Ein wenig Gefühl und Freude kam dann auf, als wir das Eingangslied gesungen haben. Die Osterlieder sind ja auch so strahlend und wunderschön in ihren Melodien. Manchmal möchte man am liebsten mit- klatschen (- wenn wir das als ernsthafte Christenmenschen natürlich nicht wirklich tun - auch noch in der Kirche!). Und ich bin ganz sicher, dass auch die Begegnung mit den Menschen, die außer Ihnen hier im Gotteshaus sind, ihr Zunicken oder ihr Gruß, Sie mehr ansprechen konnte, als die Worte, die bisher im Gottesdienst gesagt wurden. Und die Botschaft, die uns der - nach dem doch eher düsteren Karfreitag - so schön geschmückte Altar verkündigt, spricht auch deutlicher von Auferstehung und neuem Leben als alles, was ich Ihnen bis jetzt in Worten und Sätzen vermitteln konnte. Ja, ich gehe so weit: Schon vor diesem Gottesdienst zu Ostern haben Sie in ihrer Familie oder auch draußen in der Natur mehr Zeichen für Leben und Auferstehung erfahren, als alle Worte Ihnen jetzt hier nahebringen können. (Auch bei mir war es so.) Wenn in den Gärten und Alleen die Knospen aufbrechen und das junge Grün hervorsieht. Wenn die Weiden die Kätzchen aufstecken und erste Blumen ihre bunten Farben zeigen. Da ist „neues Leben“ und eine Ahnung davon, was „Auferstehung“ heißen mag! Ihnen ging es vielleicht vorhin auf dem Weg zur Kirche auch so, dass sie mit neuen Augen die Blätter und Blüten unterwegs betrachtet haben. Und manche und mancher von Ihnen hat sich ja in den Passionswochen auch eine Enthaltsamkeit und einen Verzicht auferlegt. Herrlich, wenn diese Zeit dann vorbei ist und wir schöne Dinge neu schmecken, sehen und fühlen. Nun wird in dieser Botschaft, die unser Herz und unseren Bauch anspricht, sicher sehr unbestimmt ge- redet. Dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist, wird mir da nicht klar. Dass sein Grab am Ostermorgen leer war, kann ich daran nicht begreifen. Aber auch das Umgekehrte stimmt: Nur weil ich diese Worte sage, packt mich auch keine Osterfreude. Nur aus dem Sprechen dieser Botschaft rührt kein Glaube an die Auferstehung her. Ich denke, es muss beides zusammenkommen: Wort und Gefühl, Kopf und Bauch, Botschaft und Herz, Hören und Freude. Und ich bin überdies überzeugt, das geht zu- sammen! Es gibt die Gesten, die Taten, die Weise unseres Verhaltens, die diese bloßen Worte lebendig werden lassen, so dass wir erfahren und fühlen können, was wir da sagen: Der Herr ist auferstanden! Probieren wir's doch gleich einmal mit diesem Wort aus. Was ist der Kern dieser Botschaft? Was sollen die Menschen daran glauben und fühlen: Der Herr ist auferstanden? Doch sicher nicht, dass damals eine erstaunliche Sache geschehen ist, die den Naturgesetzen spottet, die kaum auszudenken ist und sehr schwer zu glauben. Und was haben wir denn auch heute davon, dass und ob es damals geschehen ist?! Die Botschaft, die uns daran froh macht, kann doch nur heißen: Dieser Herr Jesus Christus hat den Tod für uns besiegt, und er ist heute lebendig! Und daraus kommen nun all die anderen guten Gedanken und Worte: Der Tod hat ausgespielt; er ist auch für uns, die Leute Jesu nicht mehr das Letzte! Wir sollen leben, in dieser und einer ewigen Welt! Jesus lebt - heute! - unter uns; er ist in unserer Nähe, immer, auch jetzt, er kann uns helfen, trösten, er hört unsere Bitten und Klagen... Aber alles das spricht wieder sehr zu unserem Kopf, will hier oben verstanden sein, bejaht und geglaubt werden. Aber alles das kann ich auch anders vermitteln, anders „hören“, spüren und erfahren. Eben ähnlich wie ich die Freude an Süßigkeiten nach langer Enthaltung fühle und schmecke und den Zauber der Blumen sehe und den Genuss des Weines erlebe... Jesus lebt heute und der Tod ist endgültig be- siegt! So heißt die Botschaft von Ostern. Ich will jetzt nur noch dies tun, dass ich davon erzähle, wie wir das erleben können, wie diese Botschaft erfahren und erfahrbar werden kann, wie wir sie fühlen, schmecken und sehen und wie wir sie für ande- re fühlbar, erfahrbar und sichtbar machen können: Jesus ist lebendig. Der Tod ist besiegt! Das kann so geschehen: Einer von uns wird heute noch hingehen und seinem Nachbarn die Hand hin- strecken und sagen: Lass uns diesen leidigen Zwist zwischen uns endlich vergessen und begraben! Wir fangen heute neu an zusammen! - Da wird der Nachbar wissen, dass es stimmt: Der Herr ist auferstan- den! Eine andere von uns wird sich heute vornehmen und dann auch wahrmachen: Ich will den Glauben an Jesus Christus, den ich doch seit meiner Konfirmation nur auf den Lippen führe, endlich in meinem Le- ben umsetzen. Ich will mich so verhalten, wie es ein Christ, eine Christin tut. Ich will die Gottesdienste wahrnehmen und meinen Kindern von Gott reden. Ich will beten und meine Sorgen und meinen Dank täglich vor Jesus ausbreiten. Und ich will auch versuchen, dass ich meinen Lieben zu Hause etwas da- von weitergebe. - Da wird Jesus im Leben lebendig. Da wird der Tod des Immer-so-weiter, des ewig alten Trotts besiegt! Noch einer aus unseren Reihen wird sich von seinem Konsumverhalten und dem Leben als Gefangener des Fernsehprogramms und der Vergnügungssucht abwenden. Er wird endlich einmal in die Tiefe des Lebens vordringen. Er wird nach Werten suchen, die wirklich tragen und innerlich bereichern. Er wird diese lächerliche Jagd nach jedem Spaß und jeglichem Sinnenreiz aufgeben. Er wird erkennen, dass man am Bett eines kranken Menschen mehr über das wahre Leben erfährt als im Taumel der Diskothek. Er wird spüren, dass er der Wirklichkeit und dem Wesentlichen in Gebet oder Bibellese näher ist, unendlich viel näher als im seichten Geschwätz an den Treffpunkten seiner Altersgruppe. Da wird Jesus auch für ihn lebendig werden! Da gehen die Gräber der Eigensucht und des Kreisens um sich selber auf. Da entsteht neues Leben, da ist Auferstehung und Freude. Und man kann es fühlen und sehen... Herrlich! Und so wird noch manche und mancher von uns Auferstehung und neues Leben zu Taten werden lassen und auf diese Weise seinen Mitmenschen verkündigen, was Worte allein nicht können: Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja! Ich wünsche uns, dass es so Ostern bei uns wird - spürbar, fühlbar, erfahrbar! AMEN