Predigt zum Heiligen Abend - 24.12.2015 Für die erwachsene Gemeinde in der Christvesper oder Christmette. Entweder ein(e) Prediger(in) oder mehrere Sprecher(innen). (Ohne Bezug zum Perikopentext! Vielleicht zu: Lk. 2, 10 und 11: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“) Thema: Engel Liebe Gemeinde am Heiligen Abend! - Du bist ein Engel, meinte der Mann am Morgen, als er es so eilig hatte und die Frau ihm schon das frische Hemd und die Manschettenknöpfe hingelegt hatte. - Lacht er nicht wie ein Engel, meinte die Oma neulich, als sie den kleinen Enkel zum ersten Mal im Wagen ausfahren durfte und die Nachbarin einen Blick in den Kinderwagen warf. - Da hast du aber einen Schutzengel gehabt, sagte die Frau mit erleichtertem Ton, als ihr Sohn ihr von einem gefährlichen Moment während einer Autofahrt erzählte. - Wir sind alle keine Engel sprach der Prediger auf der Kanzel und schloss sich mit einer demütigen Geste selbst mit ein. - Du bist ein Engelchen mit einem „B“ davor meinte die Mutti gestern zu ihrem Söhnchen, das ihr Wi- derworte gegeben hatte. (Das fiel mir zuerst ein, als ich an Engel gedacht habe.) - Woran denkt ihr bei „Engel“? - - - Es wird gewiss so ähnlich sein, was euch dazu einfällt. Demnach müssen Engel lieb sein, hübsch sein, sie gleichen den geschlechtslosen Putten, wie sie in manchen Kir- chen dargestellt werden, sie müssen uns - wenn sie dann größer sind - behüten, und selbstlos sein, ohne Sünde und böse Gedanken. - Über solche Engel wollen wir heute nicht reden. Diese Engel stammen aus unserer Phantasie. Wir wollen über die Engel sprechen, die ihrem Namen Ehre machen, die richtigen, die wahren Engel. Der Name „Engel“ heißt ursprünglich Bote. Und Bote sein, sollen sie zuallererst. Sie bringen uns also eine Botschaft. Eine Weisung, eine Nachricht, aber nicht von irgendwem - von Gott. So sind sie den Propheten sehr ähnlich. Die kamen auch von Gott und sollten den Menschen etwas von ihm ausrichten. Vielleicht etwas sehr Schönes, manchmal auch etwas Schlimmes, ein schweres Geschick und sehr oft etwas Unglaubliches, womit niemand gerechnet hat. Genau das tun Engel auch. Und warum verkündigen sie uns diese Dinge? - Vielleicht damit wir uns freuen können. Oder um uns zu warnen und uns Gelegenheit zu geben, dass wir uns ändern, dass vielleicht doch nicht eintritt, was Gott zu tun vorhat? Zu den Hirten von Bethlehem hat der Engel damals so gesprochen: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland ge- boren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet fin- den das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“ Und dann singt der Engel zusammen mit noch vielen anderen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“ Das war wohl die gewaltigste Botschaft, die je ein Engel ausgerichtet hat. Wir verste- hen, wenn er darum so beginnt: „Fürchtet euch nicht!“ Da kann einem auch angst und bange werden: „Euch ist heute der Heiland geboren...“, sagt er den Hirten von Bethlehem! Den ärmsten Schluckern, den Außenseitern, den Verachteten, mit denen niemand auch nur gesprochen hat. „Euch ist heute der Heiland geboren...“ Wahrhaftig, unglaubliche Worte: Die Armen werden reich gemacht, die Großen vom Thron gestürzt, Gott wird ein Kind, liegt im Futtertrog, das Unterste wird zuoberst gekehrt... - Was würde der Engel heute verkündigen? Was wären Worte an dich und mich, die dem entsprechen? - Lasst uns bei einer Musik darüber nachdenken. Musik Vielleicht würde er zu dem einen von uns so sprechen: „Fürchte dich nicht! Siehe ich verkündige dir große Freude. Dir ist heute der Heiland geboren! - Du bist verstrickt in Schuld. Du möchtest gern neu anfangen. Dir fehlt der Mut. „Das wird ja doch nicht mehr“, sagst du dir selbst. So bin ich, so bleib ich halt. Heute Nacht kommt einer in dein Leben, der traut dir zu, dass du ein neuer Mensch wirst. Du sollst gute Gedanken haben, wo du früher dunkle hattest. Du kannst den Menschen mit Liebe begegnen, wo du einmal gleichgültig warst, kannst treu werden, wo niemand sich auf dich verlassen konnte. Du wirst daran Freude haben, wenn andere sich freuen. Du wirst mitleiden, wenn ihnen Böses widerfährt. Dein Herz wird mit anderen fühlen von nun an. Mit deiner ganzen Kraft wirst du dich einsetzen für die Mitmenschen. Wenn einer sich nicht wehren kann, wirst du die richtigen Worte für ihn sagen. Wer Angst hat, dem wirst du ein Tröster. Wer nur Böses erwartet, dem machst du Mut. Wer Hilfe braucht, hat dich auf seiner Seite. Du wirst den Heiland finden mitten in deinem Leben von heute an: Er ist da, er ist ganz nah, er wird dein Anfang sein, dein Trost, deine Kraft, dein Segen und das Gelingen.“ Musik Und einer anderen würde der Engel sagen: „Fürchte dich nicht! Siehe ich verkündige dir große Freude. Dir ist heute der Heiland geboren! Auch in deinem Leben kann noch einmal alles anders werden. Wie lange quält dich doch schon, dass alles so sinnlos erscheint. Immer derselbe Tageslauf. Immer gleich reiht sich Tag an Tag, ein Geburtstag an den anderen, ein Weihnachten, ein Sommer... Du aber hast Aufgaben! Ein Auftrag liegt über deinem Leben! Du weißt es in deinem Herzen. Du hörst ihn, du kennst ihn! Du hast die Gaben dafür mitbekommen, ihn zu erfüllen. Noch zögerst du, wie du viele Jah- re gezögert hast. Jetzt ist aber der Tag da, endlich zu beginnen: In dieser Nacht tust du den ersten Schritt. Und der nächste Schritt wird folgen. Und du kannst ihn gehen, du bist nicht allein auf dem Weg. Alles wird anders, neu, überraschend, voller Sinn... Du wirst den Heiland finden mitten in deinem Leben von heute an: Er ist da, er ist ganz nah, er wird dein Anfang sein, dein Trost, deine Kraft, dein Segen und das Gelingen.“ Musik Und noch einer anderen würde der Engel zurufen: „Fürchte dich nicht! Siehe ich verkündige dir große Freude. Dir ist heute der Heiland geboren! Das Leid deiner Tage ist nicht das letzte, was du erleben sollst! Einmal werden deine Tränen getrocknet. Aller Schmerz vergeht. Du wirst hindurch sein. Das mag noch in diesem Leben geschehen. Oder einmal in Gottes neuer, ewiger Welt. Sein Ratschluss ist es, der das bestimmt. Weißt du auch nicht wann, so weißt du doch, dass einmal aller Kummer endet und du alle Bürde ablegen darfst - für immer. Bis dahin wirst du einen an deiner Seite haben, der mit dir trägt. Er gibt noch in den schmerzlichsten Stunden ein Lächeln auf dein Gesicht. Er lässt dich auch einmal einen Tag haben, an dem du zufrieden bist, trotz aller Beschwerden. Er lässt dich leben in aller Trauer, in mancherlei Sorgen, trotz großer Betrübnisse. Er macht, dass du dein Leben trotz allem lieb- haben kannst. Du sollst ihn entdecken, auch und gerade in deiner oft so dunklen Zeit. Du wirst den Hei- land finden mitten in deinem Leben von heute an: Er ist da, er ist ganz nah, er wird dein Anfang sein, dein Trost, deine Kraft, dein Segen und das Gelingen.“ Musik Und wieder zu einem anderen würde der Engel so sprechen: „Fürchte dich nicht! Siehe ich verkündige dir große Freude. Dir ist heute der Heiland geboren! Du magst nicht an die Zukunft denken. Alles macht dir Angst. Ob du deine Arbeit behalten wirst? Ob du gesund bleibst? Ob du dein Alter einmal im Kreise deiner Familie beschließen darfst? Alles ist ungewiss. Die Zukunft liegt unter einem Schleier, schon wie der morgige Tag wird, kann niemand sagen. Alles scheint trübe, finster... Wenn man nur wüsste! Du weißt aber dies: Über dir wacht ein Gott. Du bist behütet in jedem Augenblick - seit deinem ersten Schrei. Und du hast oft genug gespürt, dass einer die Hand über dir hielt. Du hast es in vielen Stunden gewusst: Gottes Güte war über mir. Er hat Unglück von dir ferngehalten. Er hat dich gesund gemacht, wo es böse aussah mit dir. Er hat dir wieder ein Lachen geschenkt, wo du lange geweint hast. Sollte er dich nicht weiter behüten und bewahren? Wovor Angst haben? Spürst du es nicht, dass dein Gott dich sehr lieb hat? Du wirst den Heiland finden mitten in deinem Leben von heute an: Er ist da, er ist ganz nah, er wird dein Anfang sein, dein Trost, deine Kraft, dein Segen und das Gelingen.“ Amen Lied: EG 36, 1-3, 7-9 (Mögliche Aktion während des Liedes: Der Prediger / die SprecherInnen geht / gehen mit einem Körbchen durch die Reihen: Jeder Gottesdienstbesucher zieht sich aus dem Körbchen eine Karte mit einem Engelbild und je einer der vier Botschaften auf der Rückseite.)