Wochenspruch zur Woche nach dem letzten Sonntag des Kirchenjahres,
Ewigkeitssonntag:
"Laßt eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter
brennen." (Lukas 12,35)
Wir würden vielleicht sagen: Seid immer bereit zur Abreise! Habt eure Siebensachen beisammen, wenn es fortgeht! Stellt alles, was ihr für unterwegs braucht, griffbereit an die Tür! - Aber, wohin geht es denn? Welche "Reise" steht denn so unmittelbar bevor?
Wir hatten den "Totensonntag". Wir nennen ihn auch den "Sonntag von der Ewigkeit". Und das gibt die Antwort: Die letzte Reise muß angetreten werden. Der endgültige Abschied kommt. - Aber doch hoffentlich nicht so bald! Wir werden doch wohl noch ein paar Jahre Zeit haben?
Da spüren wir jetzt, wie unangenehm uns diese Gedanken
sind. Wie schrecklich, darüber nachzudenken, daß einmal
unsere letzte Stunde kommt und wir davonmüssen! Ob das nicht
mit unserem Leben zu tun hat, mit der Art, wie wir unsere Tage
verbringen und unsere Zeit ausstatten und ausstaffieren? Das leuchtet
ja ein: Der Elende in den Slums am Rande von Kalkutta wird leichter
Abschied nehmen können von allem, was er hat. Was "hat"
er denn auch? Der Mensch in
unserer Umgebung, der bescheiden lebt und teilen kann, der wird
sicher einmal nicht an so vielen Dingen hängen, wie wir.
Die Ängste vor dem Tod, die einer empfindet, der sich um
Glauben und Liebe bemüht hat, werden sicher kleiner sein
als die des Raffers, der den Hals nie voll bekommen konnte!
Haben sie schon einmal einen Menschen durch seine letzten Lebenstage begleitet? - Wieviel "braucht" so ein Mensch am Ende, oder besser: wie wenig. Wenn einer in der Nähe bleibt, die Hand ergreift, ein gutes Wort sagt und die Stirn kühlt - das ist schon das ganze Gepäck für die Abreise. Und umgekehrt: Wie belastend kann das in den letzten Stunden sein, wenn die 1000 Dinge eines Erdenlebens bis an die letzte Tür geschleppt werden: "Was wird mit meinem Haus, meinem Gut? Wer wird weiterführen, was ich begonnen habe?" Wird das Erbe wohl vermehrt werden? Wird alles verkommen und verfallen?"
"Laßt eure Lenden umgürtet sein!" - "Seid
immer bereit zur Abreise!" Mir sind das eher Hinweise für
mein Leben als für den Tod! Zumal es am Ende zu spät
sein
wird, das "Gepäck" noch rasch zu verringern. Jetzt
ist Zeit dazu! Den Gürtel umschnallen und die Reiseschuhe
an - das ist alles. Daß es sich dann leicht gehen läßt,
können wir glauben! Wenn dann der Möbelwagen bereitstehen
soll oder auch "nur" der Überseekoffer, dann wird
es gewiß schwer mit dem Aufbruch. Wir sollten darum frühzeitig
loslassen, was wir doch nicht mitnehmen können: Weg mit dem
Kram, an den wir unser Herz und so viele unserer Gedanken gehängt
haben, der Luxus, unser Lebensstandards, die Verschwendung.
Lösen wir uns doch nach und nach davon - nicht nur innerlich! Man muß ja nicht gleich ein Franz von Assisi werden oder eine Mutter Theresa. Aber man kann wirklich einmal anfangen mit dem Teilen - nicht nur an Heiligabend. Und man wird erfahren: Das macht uns heute schon freier und fröhlicher! Es wird uns heute schon leichter, und das Leben gewinnt an Tiefe und Sinn. Es ist halt immer der erste Schritt, der so schwer ist! Wenn wir aber beginnen, unser "Gepäck" zu verringern, dann wird auch die Angst vor der "Abreise" weichen. Das ist gerade so, als würden die irdischen Güter in himmlische verwandelt. Unsere "Habe" und unser "Besitz" ist uns gleichsam schon vorausgeschickt und wartet auf unsere ewige Ankunft. Das gibt ein gutes Gefühl zu wissen, ich werde am Ziel der letzten Reise nicht mit leeren Händen dastehen! Zuletzt wird es uns dann wirklich genügen, nur den "Gürtel" umzutun. Das Licht der Hoffnung, das während eines einfachen und bescheidenen Lebens schon so hell gebrannt hat, wird uns auch den letzten Weg beleuchten. Ohne Furcht können wir dann hinübergehen. Ohne drückende Lasten aus diesem Leben in ein ewiges gehen. - Wie gut mag das am Ende sein - und wie wichtig!