Andacht zum Wochenspruch

Wochenspruch zur Woche nach dem Trinitatisfest:

Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll. (Jes. 6,3)

Kennen Sie die biblische »Umgebung« dieses Verses? Der Prophet Jesaja hat eine Vision. Er sieht den Thron Gottes und Gott selbst darauf und die Engel um ihn her. Er hört des Höchsten Stimme und die geflügelten Serafime, wie sie einander zurufen: »Heilig, heilig, heilig...« Und das Ganze ist so wunderbar und großartig, daß der Prophet die Augen senken muß und befürchtet: »Weh mir, ich vergehe!«

Aus diesem Zusammenhang stammt dieser Wochenspruch und ich finde, dieser Vers kann uns heute einmal wieder etwas sehr Wesentliches in die Erinnerung rufen: Unser Gott ist heilig, er ist mächtig und erhaben über der Welt, seiner Schöpfung!

Das könnte ein Gegengewicht sein für all unser menschliches Reden von Gott! Wie sagen wir? In Jesus Christus ist Gott selbst ein Mensch geworden, ein kleines hilfloses Kind sogar. In ihm hat Gott das menschliche Leben kennengelernt, hat alles erfahren, was Menschen einander zufügen, hat gelitten und ist schließlich am Kreuz gestorben. In alledem ist Gott herabgestiegen auf die Erde und hat in diesem Jesus Menschengestalt angenommend. So sagen wir. Das glauben wir Christen.

Und wir bekennen auch, daß in diesem Jesus unsere Rettung begründet ist: Weil er Leid und Tod auf sich genommen hat, sind wir frei und sollen leben! Weil er die Sünde der Welt getragen hat, ist unsere Schuld erlassen. Weil in ihm Gott zu den Menschen gekommen ist, können die Menschen jetzt in Gottes Nähe gelangen und bei ihm ewig bleiben.

Und schließlich wissen wir Christen auch, daß dieser Jesus Christus nicht weltenfern im Himmel wohnt, sondern stets um und neben uns ist: Wenn wir ihn bitten, schenkt er uns Kraft für unseren Tag. Wenn wir ihn anrufen, hilft er uns in der Not. Wenn wir ihm vertrauen, nimmt er uns an die Hand. Wir können ihn spüren, seine Nähe fühlen... Gott ist in ihm ganz nah, ein Ohr, das meine Stimme hört, eine Hand, die mich tröstet, ein Freund, der mir gut zuspricht Gott ist in der Welt! Gott ist im menschlichen Leben.

Und hier ist nun das andere: »Heilig, heilig, heilig..., alle Lande sind Gottes Ehre voll!« Das rückt das Bild zurecht Das ist das nötige Gegengewicht: Gott ist eben nicht nur in unserer Welt, sondern auch über ihr! Der in Jesus Christus herabgestiegen ist, thront auch über der Erde, und alle Länder und Völker sind unter seinen Füßen. Nur so können wir begreifen: Der in Jesus hilfloser Mensch war, ist mächtiger Gott und Herr über Welt und Menschen. Der in Jesus für die Sünde der Menschen gelitten hat, kann sie auch wirklich vergeben. Wie wichtig ist diese andere Seite! Gott ist nicht nur der Mensch Jesus - er ist auch der Schöpfer, der Lenker, der Richter! »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth!«

Und wird nicht auch erst durch diese andere Seite ganz deutlich, wie unbegreiflich und wunderbar die Güte Gottes ist: Daß er die Ehre aufgibt, um in Jesus Christus auf einem Esel in der Menschenwelt einzureiten; daß er die Macht und Majestät seines Himmels verläßt, um sich ohnmächtig und arm den Menschen auszuliefern; daß er - dem die Engel dienen - zum Knecht der Leute wird, die ihn bekämpfen und schließlich töten?

Welch ein Gott! Wie unermeßlich hoch sind seine Gedanken! Wie nah ist er jedem von uns, wie erhaben ist aber auch seine Güte: »Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll!«

Das Fest »Trinitatis« möchte uns erinnern, wie hoch der Gott, der in Jesus Mensch wurde, doch auch über menschlichem Denken und Dünken thront!