Andacht zum Wochenspruch Wochenspruch zur Woche nach dem So. "Rogate": Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. Ps. 66, 20 Meinungen über das »Gebet« gibt es sicher so viele wie Hörer (Le- ser) dieser Andacht. Hier ist eine kleine Auswahl: »Beten nützt doch sowieso nichts!« - »Doch, Gott erfüllt Gebete, wenn sie ernsthaft sind!« - »Wenn einer fromm ist und recht lebt, dann wird er von Gott auch erhört.« - »Es ist nur eine Art von Meditation, wenn wir beten.« - »Alle Gebete finden Gottes Ohr - er tut aber dann, was sein Wille ist.« War ihre Ansicht über das »Beten« dabei? Sicher kann man auch das eine und das andere denken. Verschiedene Meinungen können ganz gut zueinander passen. Einiges aber hat keinen Platz im Glauben der Christen. Aber wir wollen der Reihe nach vorgehen: »Beten nützt sowieso nichts«: Ob es diese Menschen wirklich mehr als ein- oder zweimal versucht haben? Ob da nicht von vornherein die Bedingung mit dabei war: Du mußt mich erhören, sonst werde ich mein Beten einstellen! Ob es angemessen ist, den Schöpfer und Vater aller Menschen zu erpressen? »Gott erfüllt Gebete, wenn sie ernst- haft sind«. Ich persönlich weiß nicht immer, ob mein Gebet »ernst- haft« ist. Ernst gemeint ist es schon; aber ich bringe oft auch arg kindliche Bitten vor Gott: Schenke uns morgen schönes Wetter! Gib uns heute abend bei unserer Feier ein bißchen Freude! Laß doch den Herrn X das Lächeln lernen! Ich glaube, Gott ist auch für solche Wünsche die richtige Adresse. Müssen seine »Kinder« immer »ernst- haft« sein? »Wenn einer fromm ist..., wird er erhört«: Wie viele Men- schen habe ich wohl schon kennengelernt, die wußten, daß sie und ihr Leben ganz und gar nicht in Ordnung sind. Sie hatten aber doch erfahren, daß Gott ihr Gebet erhört hat! Gott ist offenbar größer als unser kleines Denken: Er liebt und hört nicht nur die »guten« Chri- sten oder jene, die sich dafür halten! »Beten ist Meditation«: Wenn hier gemeint ist, daß auch wir hinhor- chen müssen, wenn wir zu Gott sprechen, dann ist hier gewiß etwas dran! Wer nur plappert und von sich erzählt, wer nur all seine Sorgen heraussprudelt, dem entgeht leicht die Antwort. Gottes Stimme ist manchmal sehr leise. Er redet auch in unseren Gedanken. Wenn wir alles gesagt haben, braucht es auch die Stille - damit ER zu Wort kommen kann. In unser geschwätziges Beten hinein will Gott nicht sprechen! »Alle Gebete finden Gottes Ohr, doch er tut seinen Willen«: Diese Ansicht kann ich am besten mit dem christlichen Glauben reimen. Ir- gendwie spüre ich dahinter das Vertrauen: Gottes Wille ist allemal richtig. Er weiß besser, was gut für seine Menschen ist, für jedes sei- ner Kinder! So ist es auch das Vorbild Jesu gewesen, der in Gethsemane mit seinem Vater ringt: Ist's möglich, so laß diesen Kelch an mir vorbeigehen. Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe! - Wir wissen, was dieser Wille Gottes war! Und doch: In diesem Willen erfüllte sich das Heil der Welt! Wie oft hat Gott unser Bitten schon nicht erhört und wir waren her- nach froh darüber? Was könnte darum angemessener sein, als jedes Gebet mit den Worten zu beschließen: Vater, dein Wille geschehe? Und trotzdem gilt: Unser Gebet dringt zu Gottes Ohr! Wenn er dann auch seinen Willen tut, wenn er uns dann auch nicht alles erfüllt, was wir erbitten, so kommen wir doch mit ihm in Kontakt, so kann es doch geschehen, daß er zu uns redet, daß wir begreifen, warum et- was anderes richtiger für uns ist als unser Wollen. Und noch eines: Warum sollte sich Gott nicht auch einfach freuen, wenn wir uns an ihn wenden? Wir zeigen ihm damit doch auch, daß er uns etwas be- deutet, daß wir ihn liebhaben, und hoffentlich danken wir ihm auch von Zeit zu Zeit! Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. - Gott erhört Gebete, aber wir dürfen ihm auch ver- trauen, wenn er dann seinen Willen durchsetzt. Er tut es aus Güte und aus Liebe zu uns!