Andacht zum Wochenspruch

Wochenspruch zur Woche nach dem 4. Advent:

"Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe!" (Phil. 4,4.5b)

Muß uns das einer sagen, gleich zweimal? "Freuet euch! Freuet euch!" Wäre sonst denn keine Freude in uns? Jetzt, so kurz vor dem Fest?

Wie war denn das in den vergangenen Adventswochen? Eigentlich wollten wir uns ja ein wenig Ruhe gönnen, etwas Besinnung. Es sollte ganz anders werden in diesem Jahr. Einmal nicht die Hetze. Einmal mehr in die Stille gehen. Einmal bedenken, worauf uns diese Zeit einstimmen möchte: Die Ankunft des Herrn in dieser Welt, in unserem Herzen.

Es ist uns nicht gelungen. Die letzten Wochen waren wieder wie in jedem Jahr: vorweihnachtliche Betriebsamkeit und Hektik.

"Aber, so vieles muß doch einfach erledigt werden!" - "Wer soll die Plätzchen denn backen, wenn nicht ich?" - "Sie haben gut reden, Sie können sich Ihre Arbeit einteilen!"

Ist ja gut! Das war nur eine Feststellung: Wir haben bis heute keine rechte Ruhe gefunden. Darum können wir uns jetzt auch noch nicht richtig freuen. Deshalb ist aber auch dieser zweifache Ruf so angebracht: "Freuet euch!"

Aber, was können wir denn jetzt noch tun, so kurz vor Heiligabend? Ist denn noch eine Chance, zur Freude zu finden?

Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen: Setzen Sie sich doch heute nachmittag oder morgen einmal in eine stille Ecke (die Kinder oder Enkel schicken Sie einmal aus dem Zimmer. Eltern oder Großeltern haben auch einmal ein Recht auf ein paar Minuten für sich allein). Dann gehen Sie ganz langsam an den folgenden Gedanken entlang. Eine Viertelstunde sollten Sie sich schon nehmen:

Nur noch wenige Tage bis zum Fest der Geburt Jesu! Der große Gott, der Schöpfer der Welt und der Menschen, thront nicht mehr fern im Himmel. Er kommt herab auf die Erde. Er beginnt als ein Mensch unter Menschen. Er wird geboren wie ein Mensch. Er ist klein und hilflos, wie ich es am Anfang meines Lebens auch war. Das geschieht an Heiligabend - vor bald 2000 Jahren und heute. Und es geschieht für mich! Ja, das ist zwar eine Geburt wie jede andere, aber sie ist doch besonders. Denn es ist Gott, der da so klein wird, so hilflos und schwach. Und er wird das für mich! Ich soll in diesem Kind begreifen, daß ich nun nicht mehr allein bin mit meiner Schwäche. Ich soll erkennen: Ich bin meinem Gott so lieb, daß er seinen Himmel für mich gibt, um ihn mir zu schenken. Ich soll wissen an diesem Kind, daß mein Gott sich auch nicht zu gut ist, zu mir zu kommen. Schlechter als die Krippe, geringer als ein Viehtrog wird auch mein Herz nicht sein!

Das geschieht an Heiligabend. Um diese Geburt geht es an Weihnachten, vor fast 2000 Jahren - und heute! Für mich! Das soll uns erfreuen. Darüber gerade sollen wir froh werden. - Aber durchaus nicht nur an den Festtagen! Der Herr, der da kommt, bleibt ja auch bei mir! Wenn ich ihn bei mir wohnen lasse. Mit ihm will auch die Freude bei mir bleiben, alle Tage, das ganze Jahr hindurch.

Wenn also demnächst wieder die Einsamkeit über mich kommt, dann darf ich wissen: Er ist ganz in der Nähe. Wenn mir in einigen Tagen beim Jahreswechsel zum Heulen ist: Er wird mit mir in die kommenden zwölf Monate gehen. Wenn ich keinen Weg mehr sehe: Er weiß ihn und öffriet mir die Tür in die Zukunft. An allem, was menschlich ist, nimmt er teil. Immer ist er da mit seinem Wort und seinem Trost. Jedes Gebet, das ich spreche, schließt mich an seine Kraft an. Nichts ist ihm zu niedrig, zu armselig, als daß er mich nicht dabei begleitet und mir beisteht. Der Heiland, der als kleines hilfloses Kind zur Welt kommt, der kennt das menschliche Leben, so arm und gering es auch sein mag. Auch meines kennt er! Ob bei Ihnen durch diese Gedanken ein wenig Freude aufflackert? Ob die Ruhe und die Besinnung schon ein paar kleine Früchte treiben?

Aber selbst wenn in Ihnen jetzt noch alles ist wie vorher, kann Er doch Wege in Ihr Herz finden. Auch für Sie kann dies Wort wahr werden; Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! Auch den freudlosen Menschen.