Andacht zum Wochenspruch Wochenspruch zur Woche nach dem 3. Adventssonntag: (Ich möchte auch auf die Andacht zum Wochenspruch nach dem 4. Advent verweisen!) "Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig." (Jes. 40, 3.10) "Bereitet dem Herrn den Weg..." Ja, wohin denn? Doch ins eigene Herz! Doch zu uns, in unser Leben, in unsere Sorgen, Ängste und Schwierigkeiten! Immer verstehen wir das so. Immer wieder, jedes Jahr, jede Adventszeit: Wir versuchen uns zu "bereiten". Wir gehen ein wenig in die Stille. Wir halten Besinnung. Wir wollen uns öffnen, daß der Herr ankommen kann, daß es ein schönes Weihnachten wird. Macht hoch die Tür! Euer Herz zum "Tempel zubereit". Immer denken wir zuerst an uns, an Gottes Ankunft bei uns, in uns. Immer wieder, jedes Jahr. "Bereitet dem Herrn den Weg..." Kann man das aber nicht auch anders verstehen? Da lebt ein alter Mann ganz in unserer Nähe, der ist mit der Zeit hart geworden. Der glaubt nicht mehr an Liebe. Advent und frohe Erwartung, Freude auf das Fest und besinnliche Gedanken - er kennt das alles nicht, seit Jahren schon. Das hängt mit Erfahrungen der Vergangenheit zusammen. Ihm ist viel schief gegangen. Immer wieder haben ihn schwere Schicksalsschläge getroffen. Aber er hat auch heute niemanden, der ihm den verlorenen Glauben zurückgibt Keiner, der ihm ein Licht der Hoffnung anzündet. Der "Weg" des Herrn, der da ankommen will, führt jedes Jahr an ihm vorbei. "Bereitet dem Herrn den Weg..." Wenn das nun in diesem Advent heißen würde: Ebne den Pfad zum Herzen dieses alten Mannes! Hilf diesem Mann, daß er einmal andere Erfahrungen machen kann. Komm ihm nah. Durchbrich seine Einsamkeit. Gib ihm ein Fünkchen Hoffnung. Verbreite ein wenig Wärme in seinem Leben. Sei Wegbereiter für den, der da kommt. Wenn es nun das heißen würde? Und da gibt es auch einen Jugendlichen in unserer Umgebung. Den graust es jeden Advent neu vor all den künstlichen Gefühlen, den aufgesetzten Bräuchen, die wir uns in diesen Tagen aufstecken wie dem Kranz die Kerzen. So vieles ist ja auch wirklich nicht mehr echt daran und verschleiert nur, wie es in unserem Inneren aussieht: Die "große Freude", von der wir singen. Wenn wir jeden Sonntag ein Licht mehr anzünden, um unserer "frohen Erwartung" Ausdruck zu geben. Ja, wenn wir diese ganze Zeit voll Hektik und Rummel als "besinnlich" ausgeben. Viel stimmt da wirklich nicht! - Der junge Mensch, an den ich denke, hat ja recht. Auch bei ihm kann kein "Herr" einziehen. "Bereitet dem Herrn den Weg..." Ob das nicht unsere Aufgabe sein könnte? Ob wir ihm nicht so helfen könnten: Weg mit all dem gemachten Gefühl. Weg mit all dem Krampf. Sprechen wir ehrlich davon, wie leer wir sind, wie nötig auch wir neue Hoffnung haben, wie wir uns Freude wünschen, wonach wir uns sehnen, was unsere Träume sind... Solche ehrlichen Worte können Türen öffnen. Sie schlagen vielleicht eine Bresche in die Mauer aus Ablehnung und Widerstand. Da hindurch kann dann der Pfad des Herrn führen. "Bereitet dem Herrn den Weg..." So dürfen wir dieses Wort auch einmal begreifen: Einen Weg zum Herzen eines anderen suchen. Wegräumen, was die Straße zu einem Mitmenschen versperrt. Die Ankunft des Herrn wenigstens bei einem Nächsten vorbereiten. Das Schöne daran wird sein, daß wir diesen Dienst der Wegbereitung gar nicht nur für den anderen tun! Vielleicht war mein Desinteresse am Geschick des alten, einsamen Mannes all die Jahre das Hindernis, das die Ankunft des Herrn bei mir vereitelte? Vielleicht war mein Mangel an Verständnis für den jungen Menschen die Schwelle, über die der Herr, der da kommt, nicht eintreten wollte? Ist denn die bevorstehende Ankunft meine Privatsache? Will der Herr nur bei mir ankommen? Seltsam ist das: Wer des Herrn Weg zum Herzen eines Mitmenschen bahnt der bereitet auch sein eigenes Herz. Seltsam – und wunderbar!