Andacht zum Wochenspruch Wochenspruch zur Woche nach dem 1. Adventssonntag: "Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer." (Sach. 9,9) Neben diesem Vers aus dem Propheten Sacharia gehört noch etwas anderes zu diesem Sonntag: ein Bild! Wir kennen es von den Darstellungen unzähliger Maler. Wir haben es in Jesusfilmen gesehen. Vielleicht hat sich auch schon unsere Phantasie die Szene ausgemalt: Der Herr reitet in Jerusalem ein. Hinter ihm her die Schar der zwölf Jünger. Auf den Weg, den er reitet, legen die Menschen der Stadt Palmzweige und ihre Kleider. Sie huldigen dem König, der da kommt Sie rufen: Hosianna!, gelobt sei der Herr! Es gibt aber Züge an diesem Bild, die uns nicht gefallen. Es ist ja recht farbenprächtig und malerisch. Aber - der Esel! Warum muß es denn ein Esel sein? Und die Jünger: Eigentlich recht zerlumpte Gestalten. Reich können die nicht sein. Ist das die Gefolgschaft eines Königs? Ja, und er selbst: Ein baumwollenes Gewand hat er an. Kein Schwert an der Seite. Nicht einmal Gepäck. Ein seltsamer König. Das hat die Leute von Jerusalem damals auch schon gestört. Dieser Herr war so ganz anders, als sie ihn erwartet hatten. Ihr Land war besetzt. Die verhaßten Römer beherrschten die Stadt. Drückende Lasten lagen auf den Menschen, Steuern und Abgaben, Ausbeutung und Unterdrückung. Und dann kam Jesus! Endlich würde Schluß sein mit der Fremdherrschaft. Dieser König würde die Römer verjagen. Unter ihm sollte Israel zu altem Glanz und einstiger Größe erstehen. - Dann kam Jesus - auf einem Esel! Und wir? Hoffen wir nicht auch auf den "Herrn", der uns endlich befreit? Möchten wir nicht auch so viel loswerden? Unsere Ängste vor der Zukunft, unsere Schuld, unsere Vergangenheit, unsere Trauer... Jetzt kommt Jesus! Der wird uns helfen! Alles kann neu und anders werden. Mit ihm können wir ein Leben beginnen, das frei ist von allem, was uns bis heute bedrückt und beschwert. Jetzt kommt Jesus - auf einem Esel! Wirklich, ein seltsames Bild. Es paßt nicht zu unseren Hoffnungen, unseren Erwartungen - es paßt nicht in unsere Welt. Vielleicht ist es aber gerade das, was den besonderen Reiz dieser Szene ausmacht: Daß es nicht paßt, daß es sich nicht fügen will zu allem, was wir so denken und hoffen! Immerhin: Wir haben ja doch den Glauben an die Mächtigen dieser Welt schon ziemlich verloren. Was bewirkt denn ihre Macht? Schafft sie den Frieden? Werden Menschen satt davon und glücklich? Und das "Schwert", das sie führen? Nimmt es uns die Angst? Leben wir ruhiger oder sicherer? Können uns die "Könige" dieser Erde aus der Trauer befreien oder von unseren Lasten erlösen? Kam nicht nach ihrem Einzug in Pomp und Herrlichkeit meistens die Ernüchterung? Wie ganz anders ist dieser König: Arm, ohnmächtig, ohne Gewalt, reitend auf einem Esel. Es scheint ihm auf etwas anderes anzukommen, als daß wir Mund und Augen aufreißen. Er will keinen Eindruck schinden und uns nicht mit dem Glanz seines Auftritts blenden. Er will wohl unser Herz! "Siehe, dein König kommt..." Warum wollen wir es nicht einmal mit ihm versuchen? Wenn die Macht uns doch nicht hilft! Wenn die Großen dieser Welt doch keinen Frieden zustandebringen! Ein Gerechter und ein Helfer. An ihm erfahren Menschen seit bald 2000 Jahren, daß ihr Leben in Ordnung kommt und sie Hilfe in ihren Nöten finden. Er kann das ohne Schwert, ohne die Faust zu ballen, ohne die Macht an sich zu reißen. Er will freie Menschen, die aus freiem Herzen ja zu ihm sagen. - Wie das geht? Die Leute von Jerusalem haben es uns vorgemacht: - Hosianna! Gelobt sei, der da kommt! Mein König und mein Herr! Zugegeben: Er ist ein seltsamer König. Ganz anders, als wir ihn uns vorgestellt haben. Sein Reich aber hat Bestand. Seine Ohnmacht schlägt noch heute die Menschen in ihren Bann. Wer spricht dagegen von den römischen Kaisern der Zeit, da er über diese Erde ging? Wer kennt die Namen all der Mächtigen der damaligen Welt? Gibt das nicht zu denken? Hosianna! Gelobt sei, der da kommt! Mein König und mein Herr! Liedvers und Gebet