Andacht zum Wochenspruch Wochenspruch zur Woche nach dem 1. So. n. Epiphanias: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. (Röm. 8, 14) Von was oder wem werden wir getrieben? Den einen treibt der Beruf, seine Arbeit, die ihn beansprucht und manchmal überfordert: Der Schichtdienst, die Überstunden, der Ge- danke, wer wird mich ersetzen, wenn ich jetzt krank werde? Den anderen treiben seine Interessen: Aufsteigen, mehr Geld verdie- nen, unabhängiger sein, ein Haus bauen, den Einfluß steigern, für den Chef unentbehrlich werden... Wieder andere werden von ihren Sorgen und Befürchtungen umge- trieben: Was wird morgen sein? Werde ich meine Pläne verwirklichen können? Wird meine Kraft reichen? Werde ich mir noch lange allein helfen können? Und noch vieles mehr "treibt" und beschäftigt uns - besonders an der Schwelle eines neuen Jahres. Am Ende oder am Beginn eines be- stimmten Lebensabschnittes empfindet man ja immer besonders in- tensiv, was man versäumt hat, was noch aussteht, was man sich wünscht und wovor man sich ängstigt. Überhaupt sind Jahreswechsel die Stationen, an denen wir deutlicher als sonst wahrnehmen, was unser Leben prägt und "treibt", beschwert oder in Atem hält. Alldem wird hier etwas entgegengesetzt: Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. "Gottes Kinder"... schön wäre das doch, Kind zu sein, sich nicht ängstigen müssen, versorgt sein, an der Hand des Vaters... Aber da ist die Bedingung: Welche der Geist Gottes treibt... Zuviel bestimmt uns noch: Beruf, Aufstieg, Macht, Geld, Zukunftsangst... Der "Geist Gottes" hat ja gar keinen Ansatzpunkt bei uns! Wir sind besetzt und manchmal besessen. Gottes Geist kann bei uns nicht durchdringen. Seine Anstöße erreichen uns nicht. Wir müßten wohl erst einmal Platz machen in unserem Leben. Aus- räumen, was uns so beschäftigt, hinauswerfen, was uns gefangen und gefesselt hält. Das ist nicht leicht, aber nötig! Lange schon! Nun läßt sich an vielen Dingen, die uns treiben, nur sehr wenig än- dern. Daß meine Arbeit mir Schichtdienst oder Überstunden abver- langt, liegt nicht in meinem Einflußbereich, daran läßt sich nur schwer etwas machen. Das ist richtig, und einiges mehr verhält sich genau nach diesem Beispiel. Aber: Daneben gibt es soundsoviele Ge- danken, die mich umtreiben, die kein Verhängnis sind, an denen ich aber doch seit langem krampfhaft festhalte: Daß ich die Karriereleiter hinaufsteigen müßte, daß mehr Einkommen mehr Glück bedeuten würde, daß ich keine Hilfe mehr hätte, wenn ich schwach und ge- brechlich werde... Damit und mit noch viel mehr möchte "Gottes Geist" bei uns gern aufräumen! Und er könnte es - wenn wir ihn nur wirken lassen woll- ten! Denn dieser "Geist Gottes" hat mit Gelassenheit zu tun, mit Ru- he und einer stillen Zuversicht in die Zukunft: Gottes Geist sagt mir doch, daß ich versorgt bin im Leben und im Sterben. Er macht mich gewiß, daß mich nichts, aber auch gar nichts von seiner Liebe tren- nen kann. Er zeigt mir auch, wie unwichtig und manchmal lächerlich meine bösen Befürchtungen sind. Und er bringt meine Wünsche und Bedürfnisse in das rechte Maß und die richtige Ordnung. Man muß sich ja wirklich fragen, worum sich einer, für den Gott sei- nen Sohn ans Kreuz geschickt hat, noch Sorgen und Angst machen sollte? Und, stellt man einmal die frohe Botschaft von Weihnachten neben den Kram, der uns Gedanken macht, dann kann man doch wohl nur den Kopf schütteln, was uns so beschäftigt. Und noch so mancher Wunsch, manches Ziel und mancher Plan ist in unserem Kopf, der vor dem Wirken des Geistes Gottes keinen Bestand haben kann. Dieser Geist nämlich bringt die wirklich entscheidenden Dinge in un- ser Leben: Hoffnung auf eine ewige Zukunft, Vergebung, neuer An- fang, Liebe, ein sinnerfülltes Leben... Die "Kinder Gottes" halten sich Kopf, Herz und Hände für diese Dinge frei! Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.