Bibelbezogene Erwägungen zum Thema „Kirche und Homosexualität" - Kurzfassung 1. Die EKD sagt: „Es gibt keine biblischen Aussagen, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen - im Gegenteil". (Text Nr.57, S.21) - (Zu klären bleibt freilich, welche biblisch-anthropologischen Begründungen hinter der Ablehnung steht !) 2. Die EKD sagt: Beim biblischen Befund zur Heiligen Schrift gibt es in der Kirche derzeit „tiefe Uneinigkeit". Ein inhaltlicher Dissens kann in der Kirche Jesu Christi nicht etwa per Mehrheitsbeschluß beendet werden, etwa nach dem Motto „Es werden einfach Segens- handlungen eingeführt". 3. Die EKD sagt weiter: „Wenn der Segen die ‚Einwilligung Gottes' zum Ausdruck bringt, kann es so lange keine Segnung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften geben, wie wir über den Willen Gottes zur Homosexualität uneins sind." (Hermann Barth) – Ferner hilft auch keine begriffliche Verschleierungssemantik weiter (s. Streit um die Worte „Segnung /Trauung / Gottesdienstliche Begleitung / Fürbittandacht" etc.). 4. Die gesamtkirchliche Aufgabe: in jedem Fall müssen wir klären, wie wir als Gemeinde mit homosexuell empfindenden Menschen in unserer Mitte sowie mit den unterschiedlichsten Erwartungen und Befürchtungen innerhalb und außerhalb der Gemeinde nüchtern, hilfreich und liebevoll umzugehen haben! 5. Ein zentrales Zeugnis des Neuen Testaments: Röm 1 spiegelt die gesamtbiblische Ablehnung der praktizierten Homosexualität wie in einem Brennpunkt. Paulus steht in den besten ethischen Grundtraditionen Israels, jetzt allerdings ganz im Zeichen des Osterereig- nisses und damit im Anbruch des neuen Äon. Es geht ihm darum, alle Völker/Heidenvölker zu dem neuen „Gehorsam des Glaubens" zu führen. a. Das zentrale Anliegen der paulinischen Verkündigung und seiner geistlichen Existenz richtet sich auf die Verkündigung des Evangeliums, das allen Glaubenden Rettung bringt und durch das jetzt die alles verändernde Gerechtigkeit Gottes „offenbart" wird (‚apokalyptetai'!) (Röm 1, 16f). „Offenbart" ist mit diesem apokalyptisch-eschatologischen Ereignis der Evangeliums-Verkündigung zugleich der Zorn, die Absage, das Gericht Gottes: „über alles gottlose Wesen und über alle Ungerechtigkeit der Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit niederhalten" (Röm 1, 18). Die menschliche Schuldver- strickung ist universal und ohne Ausnahme. Sie steht im gleichem Atemzug unter dem Gnadenangebot des neuen Lebens in Christus (Röm 3, 21-26). b. Für die Neugestaltung der Geschlechterbeziehungen ist nun universal wie persönlich- existenziell die neue theologisch-soziologische Mitte formuliert: vom lebendigen Christus selbst her sind alle Beziehungen neu bestimmt; an ihm, seinem Wesen und Willen, hat sie sich fortan alles zu orientieren (Gal 3, 28; cf. Phil 2, 5ff). Auf ihn als der wahren Mitte haben sich alle personalen Beziehungen auszurichten. In ihm gelingt es jetzt ansatz- weise, die Geschlechterbeziehungen im ursprünglichen Sinn von Gen 1f neu zu heiligen. c. Zum Spezialfall homosexueller Lebensstil äußert sich Paulus in gut alttestamentlicher Tradition: kurz, exemplarisch und im Wissen um die gesellschaftliche Provokation, die er in die hellenistische Gesamtkultur seiner Zeit einbringt: sexueller Umgang zwischen Menschen des gleichen Geschlechts illustriert für ihn ganz augenfällig: 1.) die Verkehrung kreatürlicher Bestimmung bis hin zum Widersinn der menschlich-geschlechtlichen Existenz und 2.) die dahinter stehende eigenmächtige Entfremdung und Abkehr des Menschen von seinem Schöpfer: An die Stelle der Verehrung des Schöpfers sind andere eigenmächtige Interessen und Autoritäten (selbstgewählte Götter) getreten (Röm 1, 21ff).