Die Kirche will Zahl der
Dekanate halbieren Auch wenn es bei der Sondersynode niemand offen ausgesprochen hat, bereiten
den Synodalen die Überlegungen in der EKHN großes Kopfzerbrechen: Neben der
Zerschlagung gewachsener Strukturen, werden auch personelle Veränderungen befürchtet.
Vor allem die Laien gehen davon aus, dass ihre Arbeit durch die Reform
erschwert wird. Die Kirchenleitung, die ihre 50 Dekanate auf die Hälfte
reduzieren will, erwartet hingegen eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit
und Einsparungen in Millionenhöhe.
Laien wie Pfarrern, so zeigte sich bei dem Treffen, schmecken die Pläne
ganz und gar nicht, zumal die bei der EKHN angestellten Überlegungen bisher
alles andere als transparent waren. Die spärlichen Informationen, die bei der
Sondersynode von einer Vertreterin der Kirchenverwaltung gemacht wurden,
trugen eher zur Verunsicherung denn zur Klärung bei. Viele Fragen blieben
unbeantwortet. Auch wenn die Dekanate aufgefordert wurden, an einem Runden
Tisch Platz zu nehmen, um selbst die Vor- und Nachteile der Reform abzuwägen,
wird davon ausgegangen, dass die Kirchenleitung das letzte Wort spricht. Diese
trifft ihre Entscheidung auch vor dem Hintergrund, dass die Zahl der
Kirchenmitglieder weiter abnimmt.
Der Vorsitzende der Dekanatssynode, Dr. Egon Christ, ging bei dem Treffen
davon aus, dass die wesentlichen Entscheidungen ohnehin längst getroffen
sind. Hinter vorgehaltener Hand wurde die Enttäuschung über die
Vorgehensweise der Kirchenleitung offensichtlich: Gerade von einer Einrichtung
wie der Kirche hätte man eine andere als die bisher gewählte Vorgehensweise
erwartet. Da es in der Dekanatssynode noch Beratungsbedarf gibt, wurde für
den 12. November ein weiterer Termin anberaumt.
aus "Main-Rheiner Zeitung"
Vom 28.09.2004
mka. Die Kirchengemeinden des Dekanats Rüsselsheim trafen sich zu einer
Sondersynode im Martin-Luther-Haus. Einziges Thema bei der Zusammenkunft, an
der Gemeindepfarrer sowie die Mitglieder der kirchlichen Mitbestimmungsorgane
(Synodale) teilnahmen, war die von der Evangelischen Kirche in Hessen und
Nassau (EKHN) für 2006 geplante Neuordnung der zu ihr gehörenden Dekanate.
Die EKHN plant die Zusammenlegung der Dekanate sowie neue Grenzziehungen, die
sich zum Beispiel an den Landkreisen orientieren.
Skepsis gegenüber
Dekanatsreform |
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KREIS BERGSTRASSE. „Ich
bin einigermaßen entsetzt über die weitere Entfernung von den
Kirchengemeinden“, äußerte Thomas Krüger (Bensheim) beim Treffen der
„Evangelischen Synode Bergstraße Mitte“ im Gemeindehaus Hähnlein
seine Bedenken. Damit blieb er nicht der Einzige, der die geplante
Neuordnung der Dekanate in der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN)
mit Skepsis beurteilt. Die von der Kirche als Begründung angegebenen
Sparmaßnahmen und eine effizientere Arbeitsweise durch kleinere Dekanate
erschienen angesichts offener Fragen den Synodalen undurchsichtig, die
sich als erstes regionales Kirchenparlament in Südhessen zur
Strukturreform äußerten.
Eine neue Grenzziehung könnte weit reichende Folgen für die Region haben. Geplant sei derzeit in der Propstei Starkenburg eine Reduzierung der acht Dekanate auf fünf. Die Kirchenleitung habe vorgegeben, sich möglichst an den Kreisgrenzen zu orientieren, erklärte Pröpstin Karin Held. Für die Kirchengemeinden Alsbach, Bickenbach, Hähnlein, Jugenheim, Ober-Beerbach und Seeheim, die als zahlenmäßige Minderheit in der Synode Bergstraße-Mitte mit 14 Gemeinden des Landkreises Bergstraße integriert sind, könnte dies eine Zuordnung zu einem anderen Dekanat bedeuten. Bis Ende 2005 will die Landessynode entscheiden. Joachim Fuchs, Projektreferent für die Dekanatsstrukturreform und selbst Gemeindepfarrer in Ernsthofen, erläuterte das Konzept der Runden Tische. Von vier Säulen wird ausgegangen. Neben den Zielvorgaben, die eine Reduzierung der 50 Dekanate der EKHN auf maximal 30, optimal 26 vorsehen, müsse auch die Beteiligung der Betroffenen an den Entscheidungen gewährleistet sein. „Jetzt ist die Zeit, auf gleicher Augenhöhe zu verhandeln“, versprach Fuchs. Die beiden übrigen Säulen sehen vor, einerseits bewährte Strukturen zu integrieren und andererseits dazu zu motivieren, die Aufgabe als Verantwortung für die eigene Kirche zu sehen. Bei einer Reduzierung der Dekanate auf 30 rechnet man mit Einsparungen von 1,6 Millionen Euro jährlich, bei einer Reduzierung auf 26 sei die maximale Einsparung von 2,5 Millionen Euro möglich. Mit der Begründung, dass er nicht die Befugnis habe, die genauen Berechnungen zur Einsparung auf den Tisch zu legen, verstärkte Fuchs die Skepsis. Lupold von Lehsten (Schönberg-Wilmshausen) befürchtete aufgrund der neu entstehenden Größen einen Wegfall der konstruktiven Vertretung der Gemeinden. Dies sei „Kirchenregierung von oben“. Hans-Peter Helbig, Pfarrer aus Reichenbach, bezeichnete die in Aussicht gestellten Einsparungen lediglich als „Behauptung“. Schließlich wisse man nicht, „was das Einsparen kostet.“ Positiv Stellung nahm ausschließlich Dirk Römer, Pfarrer aus Heppenheim, der von den Synodalen den Mut zu einer Entscheidung forderte und Heppenheim gerne als Mittelpunkt eines größeren Dekanats sehen würde. Der Vorsitzende des Dekanatssynodalvorstandes, Präses Axel Rothermel, informierte über den Entwicklungsstand der Runden Tische. Man habe sich intensiv mit den Kirchengemeinden im Kreis Darmstadt-Dieburg beraten und erhoffe sich eine gemeinsame Linie. Wichtig sei, die „gewachsene Dekanatsgemeinschaft“ zwischen den Kirchengemeinden in Darmstadt-Dieburg sowie denen des Kreises Bergstraße nicht durch eine neue Grenzziehung auseinander zu reißen. Diesem Wunsch entsprachen die 58 Vertreter der Kirchengemeinden. Zudem erteilten sie Rothermel den Auftrag, am Runden Tisch weiter für eine Zusammenlegung des Dekanats Bergstraße-Mitte mit dem Dekanat Bergstraße-Süd zu plädieren. Die bisher nicht voll offen gelegten Einsparungspotenziale müssten von der Kirche transparent gemacht werden. |
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phil 28.9.2004 |
aus Echo online