Lieber Bruder, also, dann versuche ich es mal: Es sollte zwei Rechtschreib-Bäffchen geben, nämlich eines für die Anhänger der neuen und - logisch - eines für jene der alten Rechtschreibung. Gemeinsam ist: Auf dem Bäffchen ist eine Schreibfeder abgebildet (etwa wie in Ihrem Kalender). Der Unterschied: Bei den Neu-Schreibern links (weil progressiv!), bei den Alt-Schreibern rechts (weil konservativ!). Vorteil: Das Bekenntnis kann weiterhin (auf herkömmliche Weise) zusätzlich erkannt werden. (Interessant wäre eine statistische Auswertung: Wie viele Lutheraner sind konservativ, wie viele Reformierte progressiv und was sind die Unierten?) Es stellt sich bei meinem Vorschlag allerdings eine wesentliche Grundsatzfrage: Was ist bei einem Bäffchen links und rechts? Bislang ist das egal gewesen, nun wird jedoch eine Regelung nötig. Was wiederum neue Fragen aufwirft: Ist das von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich zu regeln? Sollte es von der VELKD und der EKU geregelt werden? Oder gar von der EKD? (Und was ist dann mit den Österreichern, die ja trotz Haider in Bäffchen-Fragen einbezogen werden sollten!) Es empfiehlt sich, eine ad-hoc-Kommission des Kirchenamtes der EKD einzusetzen, der unbedingt auch Gäste aus Österreich und natürlich von der Deutschen Bischofskonferenz angehören sollten (weil auf Bildern aus der Zeit des Absolutismus ja auch römisch-katholische Wüdenträger mit Bäffchen zu sehen sind). Inwieweit die Anglikaner (Links-Verkehr!) und die skandinavischen Lutheraner beteiligt werden müssen, sollte die ad-ho-Kommission einleitend besonders in ihre Prüfung einbeziehen. Außerdem sind natürlich die liturgischen Ausschüsse und Konferenzen anzuhören. Sie merken: Eine Fülle von Problemen! Die Bäffchenfrage dürfte die kirchliche Grundsatzfrage der nächsten Jahre wenn nicht Jahrzehnte werden. Eine Lösung könnte ich freilich andeuten: Das Bäffchen wäre heraldisch zu betrachten, weil es ja mit einem Wappenschild die Funktion gemeinsam hat, die Betrachterin / den Betrachter über die Trägerin / den Träger (des Wappenschildes / des Bäffchens) zu informieren. Dann wäre eine Bäffchen, dessen Träger Anhänger der neuen Rechtschreibung ist, so zu gestalten, dass die Feder auf dem vom Betrachter aus rechten Bäffchenflügel anzubringen ist, weil dieser vom Träger aus ja der linke Bäffchenflügel ist. Alles klar? Wobei die Rechtschreib-Bäffchen natürlich nur ein Beispiel sind. Die Frage, welcher Bäffchenflügel der linke oder der rechte (der Linke oder der Rechte [?]) ist, wird sich künftig ja immer häufiger stellen. Nur nebenbei sei angemerkt: Zu klären wäre weiterhin, ob sich das Bäffchen nicht auch zur Lösung der kirchlichen Finanzprobleme einsetzen lässt. Werbebotschaften auf dem Bäffchen, das wäre doch was! (Es sprengt den Rahmen, sei aber doch angemerkt: Auch der Talar ist als Werbefläche bestens geeignet. Was sogar die Gehaltsstrukuren verändern könnte: Je höher die zur Verfügung gestellte Fläche umso höher auch das Gehalt! [Ich habe fast drei Zentner Lebendgewicht!]) Genug für heute. Sie merken: Wenn man einmal anfängt, dann tun sich Fragen über Fragen auf. Stellen Sie meinen Beitrag ruhig in ein Forum, vielleicht kommen wir durch viele tiefschürfende Beiträge zu neuen Lösungen. (So könnten uns Liturgie-Spezialisten darüber informieren, ob das Links-Rechts-Problem nicht liturgiegeschichtlich mit der Frage nach Epistel- und Evangelien-Seite bzw. Brot- und Wein-Seite zu verknüpfen ist!) Für heute herzliche Grüße (oder: Grüsse?) Ihr Michael Kluck, Saarbrücken, Rundfunkpfarrer